Kommentar von Dennis Riehle zum Artikel „Migration in Deutschland: Der Wirtschaft fehlen die Geflüchteten“ (aus: Frankfurter Rundschau“ vom 29.09.2025)
„Wir haben eine Migrationswende erreicht: 60 Prozent weniger Asyl-Erstanträge – das ist der Beweis, dass wir die Kontrolle zurückgewonnen haben“, so sprach Friedrich Merz, um den Deutschen wieder einmal Sand in die Augen zu streuen. Schließlich nennt er weder einen Bezugspunkt für seine Prozentangabe, noch gibt es einen geeigneten Kontext für die Behauptung, dass die illegale Zuwanderung tatsächlich nachhaltig eingedämmt ist. Betrachtet man die Zahlen bis im August 2025, so liegen sie im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 51 Prozent niedriger. Allerdings umfassen diese Werte tatsächlich nur die erstmals gestellten Anträge, welche etwa ein Siebtel der Gesamtmigration nach Deutschland abbilden. Blickt man auf das Thema Asyl in aller Breite, so lag die Zahl sämtlicher Gesuche 2023 noch bei 351.915, um 2024 signifikant auf 250.945 zu sinken. Doch schon beim Familiennachzug deuten sich nur wenige Änderungen an: Vor einem Jahr wurden 120.000 Visa erteilt, in der ersten Hälfte 2025 waren es neuerlich 54.600. Zudem gehören zur Frage der Wiedererlangung von Souveränität auch die Aspekte Rückführung und Grenzübertritte, bei denen die Resultate zu deutlich weniger Euphorie führen dürften, als man uns dies aus dem Konrad-Adenauer-Haus krampfhaft zu suggerieren versucht. Denn nur die tiefergehende Analyse offenbart Wahrheit.
Seltener Asylgesuche, aber kaum Zuwächse bei Rückführung und Abweisungen!
Verfolgt man die Zuwanderung in Gänze, auch unter Kenntnisnahme der EU-Binnenwanderung aus Südosteuropa, wird sich von 1,6 zu 1,4 Millionen kaum etwas getan haben. Gleichzeitig liegt die Schutzgewährung durch das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge niedriger, als die Zahl der tatsächlich hier Verbleibenden nach etwaigen Klagen. Zieht der kritische Beobachter außerdem Bilanz bei den Zurückweisungen durch die Kräfte der Bundespolizei, so sind diese seit Amtsantritt von Schwarz-Rot lediglich um 20 Prozent gestiegen, Abschiebungen gerade einmal um 15 Prozent. Bei polizeilich erfassten, unerlaubten Einreisen gibt es ein Minus von 27 Prozent. Zu beachten ist daneben, dass es vor allem der Rückgang an Ukraine-Kriegsflüchtlingen ist, welcher den oberflächlichen Eindruck beherrscht. Die Erfolge in der Entwicklung liegen überdies weniger beim aktuellen Kanzler, sondern sind vor allem dem EU-Pakt für eine konsequentere Handhabung an den Außenlinien des Kontinents zu verdanken. Die Verdienste der Ampel-Koalition waren in der Reflexion höher als jene der aktuellen Regierung, hat sie nur etwa ein Fünftel der positiven Trends zu verantworten, die seit 2024 einsetzten. Insofern heftet sich ein Sauerländer fremde Lorbeeren ans Revers, welche nicht in erster Linie auf sein Konto gehen. Und genau dieses Vorgehen ist frech wie dreist.
Die Erfolgszahlen relativieren sich schnell, blickt man auf die Auswirkungen der Migration!
Nimmt man des Weiteren Folgeanträge von Afghanen in den Fokus, so wird hier ein deutliches Plus erwartet. Und die Kollateralschäden der bisherigen Politik bleiben in der Subsumierung ohnehin immens. Gab es noch 2022 rund 143.000 verdächtige Zuwanderer bei allgemeinen Straftaten, stieg dieser Wert kontinuierlich auf 178.581 in 2023 und auf 195.000 in 2024. Allein bei Messerdelikten ist jährlich eine Zunahme von etwa 10 Prozent zu verzeichnen. Der Kreis der Bürgergeldempfänger mit ausländischen Wurzeln stieg von 2022 auf 2023 um weitere 200.000, 2024 waren es im Vergleich zum Vorjahr noch einmal um 240.000 mehr. Beim Missbrauch von Sozialleistungen waren Migranten überproportional vertreten, pro Jahr wachsen die Vorkommnisse um etwa 15 Prozent. Nähert man sich der Arbeitslosenquote unter Personen mit nicht-deutscher Staatsangehörigkeit, so erhöhte sich diese von 13,9 Prozent in 2022 auf 15,2 Prozent im Jahr 2024, um auf diesem hohen Niveau zu stagnieren. Die Teilnehmerzahl an Integrationskursen sank derweil um zehn Prozent zwischen 2024 und prognostisch 2025, bei den Einbürgerungen hingegen erkennt man Gegenläufiges. Von 2022 mit 168.500 gestartet, waren es 2024 dann 291.955, um für 2025 erneut 340.000 zu erwarten. Ein Schelm, wer der CDU noch immer glaubt.