Kommentar von Dennis Riehle zum Artikel „Der deutschen Jugend mangelt es an Patriotismus – schuld sind die Alten“ (aus: „Junge Freiheit vom 05.12.2025)
In Deutschland wird wieder gemustert. Durch eine Reaktivierung der Wehrpflicht heißt es für die nächste Generation künftig, sich zu entscheiden, ob sie für die Heimat kämpfen würde. Blickt man auf die Stimmung unter den sogenannten „Zoomern“, ergibt sich ein überaus ambivalentes Bild. Die Bereitschaft, bei Bedarf in den Kampf zu ziehen, scheint nicht sonderlich ausgeprägt. Und hierfür gibt es nachvollziehbare Triebfedern. Denn wer etwas verteidigen soll, der will auch wissen, warum. Was haben die Regierungen der Vergangenheit an einem Scherbenhaufen hinterlassen, was Identität, Kultur und Sicherheit angeht! Dass man sich im Stadtbild fremd fühlt, ist bereits ausreichend Anlass, zu hinterfragen, ob es überhaupt noch einen Wert gibt, welchen es zu schützen lohnt. Sich auf einen Krieg einzulassen, der in der Tüchtigkeit jener vom Zaun gebrochen wird, die im Zweifel warm und trocken sitzen, haben sie mit der Ermöglichung von Massenmigration die Verdrängung des Volkes, das Unterspülen des Zusammenhalts, die Preisgabe von Normen zu verantworten, kann nur für denjenigen Sinn machen, der in einer gewissen Hörigkeit zum Bundesadler steht, obwohl er zu den Farben von Schwarz-Rot-Gold längst keine prägende und tragende Verbindung mehr hat.
Patriotismus in sich zu tragen, ist kein Selbstzweck, sondern das Resultat von Identifikation!
Und so wundert es doch, mit welcher Vehemenz und Empörung aktuell die „Junge Freiheit“ Stimmung gegenüber jenen macht, die sich nicht dazu durchringen können, Dienst an der Waffe zu verrichten. In gleich mehreren aufeinanderfolgenden Artikeln wird in einem alarmierenden Tonfall leidenschaftlich dafür geworben, aufgrund der unsicheren geopolitischen Lage die Armee neu zu stärken. Die teils gravierende Kritik an einer apathischen Alterskohorte der 18- bis 25-Jährigen geht so weit, mangelnde „geistige Rüstung“ zu attestieren. Die boomende Masse habe es versäumt, für Nationalstolz zu werben, durch Relativierung und Verharmlosung den Patriotismus degradiert. Man findet in den Texten kaum etwas über den Zustand der momentanen Republik, insofern auch keine Auseinandersetzung über die weggebrochenen Tugenden, für welche es einzustehen gelte. Stattdessen fordern die Autoren unbedingten und zweifelsfreien Gehorsam, wenn Friedrich Merz ruft. In einer philosophisch-historischen Argumentation wird die Souveränitätsgarantie als universelles Gut, für das es sich auch zu sterben rentiere, in den Mittelpunkt einer Breitseite an die AfD gerückt, da es in der Partei differenzierte Sichtweisen, beispielsweise von Björn Höcke, gibt.
Wer bedingungslosen Gehorsam für den Staat fordert, ignoriert den Zustand des Landes…
Dass Schüler auf die Straße gehen, weil sie nicht an die Front geschickt werden wollen, heftet man den Großeltern an. Deutlich wird der Etatismus, in dessen Geiste die Journalistenkollegen die Senioren an den Pranger stellen. Sie verwechseln offenkundig Staat und Land, Institution und Zivilisation, Materialismus und Idealismus. Solange wir uns in einer Situation befinden, die keine Wiedererkennung stiftet, weil Orientierung, Halt und Substanz entbehrlich geworden sind, weil Vielfalt, Toleranz, Beliebigkeit und Willkür unsere Ordnung, Sitten, Prinzipien und Regeln verraten haben, ist die Diskussion müßig, welche Ursachen für die ausbleibende Motivation zur Mobilisierung zu suchen sind. Es hat wenig mit Sensibilität zu tun, wenn die Sprösslinge keinen Nutzen und Zweck darin sehen, zu dienen. Eine Notwendigkeit, jene Strukturen zu erhalten, die uns in die Misere geführt haben, wäre absurd. Automatismen, gegen mögliche Angriffe von außen Widerstand dem Grunde nach zu leisten, sind spätestens seit dem Bekenntnis von Politikern obsolet geworden, unsere Hemisphäre dem Schicksal der Entkernung zu unterwerfen. Ehe kein Umsteuern unter den Verantwortlichen in Berlin erkennbar wird, was die Denunziation von Einigkeit und Recht und Freiheit angeht, bleibt Moral belanglos.







