Kommentar von Dennis Riehle zum Artikel „Brandmauer: Union könnte laut Umfrage bei AfD-Kooperation viele Wähler verlieren“ (aus: „ZEIT Online“ vom 22.10.2025)
Wenn die Brandmauer fällt, kommt es zur Revolution! – Mit dieser beachtlichen Ankündigung machte das nicht erst seit der massiven Störung des Sommerinterviews der ARD mit Alice Weidel bekannte „Zentrum für politische Schönheit“ auf sich aufmerksam, um deutlich unter Beweis zu stellen, dass der Linksradikalismus bei uns neue Geschütze gegen anderslautende Meinungen auffährt. Kommt die Gefahr für die Demokratie also vielleicht doch nicht von rechts, sondern aus der Mitte der sogenannten „Zivilgesellschaft“? Eigentlich taugen Drohungen des Umsturzes zu einer Straftat. Doch in einer Gegenwart, in der auch manche Justiz auf einem Auge blind zu sein scheint, werden viele Parolen gelten gelassen, solange sie aus dem Mund der „Guten“ kommen. Wie störrische Kinder stellen sich jene auf die Hinterfüße, die es nicht ertragen können, wenn in einem Miteinander eine gegenteilige Auffassung als die ihrige zunehmend mehrheitsfähig wird. Wenn es nicht nach deren Willen geht, mobilisieren sie entweder tausende Empörte vor dem Brandenburger Tor – oder bringen Gewalt ins Spiel.
Wollen wir uns von links diktieren lassen, wie man „richtig“ und „gut“ regiert?
Was unterscheidet solche Aktivitäten noch von Fanatismus und Terrorismus, wird eine Partei erpresst, die in der Volksherrschaft so fremde Trennlinie zur Opposition aufrecht zu erhalten? Wohin soll der Diskurs führen, können Verlierer ihre Niederlage nicht akzeptieren, sondern wollen eine scheinheilige Wahrheit – nicht zuletzt über das Stadtbild dieser Tage – am Leben belassen, die von größtmöglicher Ignoranz und Naivität geprägt ist. Das obsessive Verordnen einer Wirklichkeit, die sich konsequent von der Wahrnehmung unter einem breiten Teil der Bürgerschaft abhebt, birgt nicht nur sozialen Sprengstoff. Täuschung und Betrug, das Negieren des Ist-Zustandes, erweisen sich als Nährboden für einen Drucklufttopf, der dann zu explodieren droht, wenn sich niemand mehr traut, die Realität auszusprechen. Nur das Artikulieren empfundener Tatsächlichkeit, dem Schweigen eine Stimme zu geben, kann diesen Zustand letztlich kompensieren. Und nichts anderes tut die AfD in aller Offenheit und Ungeniertheit, wenn ihr Populismus nur deshalb angehängt wird, weil sie zu uns allen ehrlich ist.
Die sogenannten Brandmauer trennt Utopie von Verstand, Naivität von Wirklichkeit!
Wir brauchen keinen Euphemismus, sondern Mut und Courage, Dinge klar zu benennen. Und wir dürfen uns nicht einschüchtern lassen von einer wild gewordenen Menge an Schiffbrüchigen, die vor dem Untergang dreist und hilflos um sich schlägt, weil sie sehr genau spürt, dass ihre Fata Morgana den Zenit überschritten hat. Potenzielle Aufruhr der sich auf der Seite der Richtigen wähnenden NGOs muss genauso hart geächtet und sanktioniert werden wie jedes andere Bemühen, der momentanen Herrschaftsform durch oligarchische Strukturbildung den Garaus zu machen. Das authentische Repräsentieren der Stimmung quer durch die Republik ist die immanente Aufgabe aller am volksherrschaftlichen Gestaltungsprozess Beteiligten – eben auch der Union. Insofern ist selbst Friedrich Merz gut beraten, kritische Einwände jener aus den eigenen Reihen ernst zu nehmen, die es für völlig überholt erachten, allein aus ideologischer Festgefahrenheit einen Partner zu schmähen, mit dem man bei glaubwürdiger Betrachtung mehr Schnittmengen als Differenzen aufweist.







