Kommentar von Dennis Riehle zum Artikel „Treue zu Gott – aber nicht zum Land? Württembergische Landeskirche geht gegen Rechte vor“ (aus: „Freilich Magazin“ vom 27.10.2025)
Man muss nicht zwingend religiös veranlagt sein, um manch einer Bibelstelle in ihrer Aussagekraft beizupflichten. Jesu Bergpredigt gehört an vielen Punkten zu jenen Dokumenten der Mahnung, die uns nicht zuletzt vor Überheblichkeit schützen sollen. „Richtet nicht, damit ihr nicht gerichtet werdet. Denn mit dem Gericht, mit dem ihr richtet, werdet ihr gerichtet werden“, so formuliert es der Evangelist Matthäus in Kapitel 7,1, um in diesen Tagen auch jenen ins Gewissen zu reden, die ein vorschnelles Urteil über Wähler und Anhänger der AfD fällen. Ausgerechnet die Kirchen sind wiederum mit dabei, wenn es darum geht, schwarze Schafe zu benennen – und sie mit Ansehen der Person aus der Gemeinschaft auszugrenzen. „Warum siehst du den Splitter im Auge deines Bruders, aber den Balken in deinem eigenen Auge bemerkst du nicht?“, so heißt es im Neuen Testament (Mt 7,3) weiter, um eine Übersetzung für das Sprichwort über das Steinewerfen im Glashaus zu liefern. Denn jene haben viel Verantwortung auf sich geladen, die in einem ideologischen Eifer vergessen: „Es ist nur einer, der Gesetzgeber und Richter ist“ (Jakobus 4,12).
Wer die biblischen Ermahnungen vernachlässigt, das Richten sein zu lassen, begeht Sünde!
Der Römerbrief (Kapitel 14, Vers 10ff.) fordert uns auf, einander „keinen Anstoß oder Ärgernis mehr zu bereiten“. Doch genau das Gegenteil geschieht im Augenblick. Öffentlicher Pranger, Isolation, der Verlust von Ehrenämtern – all das sind nur wenige Beispiele dafür, welch menschlicher Fehltritte sich Bischöfe und Pfarrer schuldig machen, die es nicht lassen können, ihr Gegenüber anhand der politischen Überzeugung zu mustern. So ist das momentane Echauffieren des Klerus in Brandenburg einigermaßen stellvertretend, findet eine Veranstaltung der Alternative für Deutschland in einem ehemaligen Kloster statt, über das die Empörten eigentlich längst kein Sagen mehr haben. Ihnen geht es allein darum, die Monstranz der zeitgeistigen Moral hochzuhalten, um in der Besessenheit, das Richtige zu tun, nichts vom Ausverkauf der Heiligen Schrift mitzubekommen. Die mittlerweile im Besitz der Stadt stehenden Räume können allerdings weiterhin von den „Blauen“ genutzt werden, dankte deren Landesvorsitzender René Springer für die Standhaftigkeit der Kommune, sich dem Versuch der Einflussnahme widersetzt zu haben.
Weder die Forderung nach Grenzschließung noch jene zum Geschlechtererhalt sind anrüchig!
Ob sich der Herr ein Volk gewünscht hat, in dem wir uns nicht mehr unvoreingenommen annehmen, sondern zuerst ins Parteibuch statt ins Herz blicken? Es bleibt eine ernüchternde Erkenntnis, dass Gottes Bodenpersonal nicht ohne Ressentiments auskommt. Dabei ist die Nächstenliebe im Sinne des Barmherzigen Samariters doch zunächst für den Bedürftigen in unseren eigenen Reihen gedacht. Offene Arme für den halben Globus, wie sie uns von Angela Merkel verordnet wurden, finden wir bei ernsthafter Betrachtung von Kapiteln und Versen gerade nicht. Deshalb kann es auch weder anrüchig noch „rechtsextrem“ sein, den Fokus auf den Unmittelbaren zu legen, anstelle sich der Utopie zu verschreiben, wir könnten sämtliches Schicksal als einzelne Nation auffangen. Wir sind darüber hinaus keinesfalls befugt, die Geschlechterbinarität aufzukündigen, um das Kreuz durch den Regenbogen zu ersetzen. Denn als „Mann und Frau schuf er sie“ (1. Mose 5,2), damit wir uns gleichzeitig die Erde „untertan machen“ (1. Mose 1,28), um nicht etwa auf Ressourcen zu verzichten, wenn wir dem Glauben nahe sind, das Windrad würde unser Klima retten.







