Kommentar von Dennis Riehle zum Artikel „Elf Monate vor der Landtagswahl – Neue Umfrage für Sachsen-Anhalt: So schneiden die Parteien ab“ (aus: „Volksstimme“ vom 15.10.2025)
Glaubt man „Wikipedia“ und anderen Quellen, so wird der Ministerpräsidentenkandidat für Sachsen-Anhalt, Ulrich Siegmund, in den kommenden Tagen 35 Jahre alt. Vorbehaltlich der Richtigkeit dieses Geburtstages am 25. Oktober 2025, ist es nicht nur rein menschlich geboten, Glückwünsche an einen Charakter zu schicken, der bei den Landtagswahlen in seiner Heimat Geschichte schreiben könnte. Es gebietet die journalistische Freiheit der Kommentierung, einem Mann Respekt zu zollen, der so völlig anders ist als der erwartete Berufspolitiker. Dass seine AfD in den Umfragen mittlerweile die 40-Prozent-Marke erreicht hat, um damit nur noch wenige Punkte vor einer absoluten Mandatsmehrheit zu stehen, hat sie nicht zuletzt auch dessen Persönlichkeit zu verdanken. Schließlich ist der Tangermünder nicht die geborene Überheblichkeit, sondern die gelebte Nahbarkeit. Einer von uns, nicht „der da oben“. Der Vermittler eines Gefühls von Zusammenhalt, ein Motivator in Sachen Wende, der uns authentisch glauben lässt, gemeinsam die Kurve zu kriegen. Ein Hoffnungsträger ohne Allüren, ein überzeugter Patriot mit Verstand – oder schlicht: ein Ausnahmetalent.
Wer Nationalstolz endlich wieder hoffähig macht, verdient Respekt für seinen Mut…
Er nimmt seine Wähler und Anhänger nicht nur in den sozialen Medien mit auf den Weg, von einer besseren Zukunft zu träumen, um diese auf dem Stimmzettel verwirklichen zu können. Seine Gegner verfallen nicht zuletzt deshalb in Angst und Schock, weil sogar die CDU attestieren muss, dass man in dem Groß- und Außenhandelskaufmann eigentlich ein ziemlich umgängliches Gegenüber vorfindet, einen im Ton zwar klaren, aber im Umgang freundlichen, anständigen wie zugewandten Mandatar, der es vermögen könnte, Brücken zu bauen – auch wenn er eine Alleinregierung stellen sollte. Es ist lediglich der Linksradikalismus, der ihm noch immer seine Teilnahme am sogenannten Geheimtreffen von Potsdam vorhält, um etwas Anrüchiges an der Forderung nach konsequenter Abschiebung im Geiste des österreichischen Aktivisten Martin Sellner zu finden. In der von ostdeutschen Fraktionsvorsitzenden unterschriebenen „Dresdner Protestnote“ artikuliert er lediglich sein vehementes Bekenntnis gegen die „planmäßige Ersetzung der deutschen Bevölkerung durch Migranten“, um damit zwar markige Vokabeln zu nutzen, in der Sache aber einem Empfinden der Mehrheit Rechnung zu tragen.
Von Remigration ohne Grundlage und Gesetz war nie die Rede gewesen…
Die irreguläre und illegale Einwanderung muss der Vergangenheit angehören, Sogeffekte des Sozialstaates werden als eine der ersten Amtshandlungen reduziert, so prophezeit es der Wirtschaftspsychologe. Die Aufkündigung des Medienstaatsvertrages als klares Zeichen gegen die weitere Abführung von Rundfunkgebühren zugunsten eines ideologischen instrumentalisierten ÖRR gehört ebenso zu seiner Programmatik wie die Kampfansage an eine Union, die sich lediglich als „Grüne mit konservativem Tarnumhang“ entpuppt. Der „nachts Freigang habenden“ Antifa will er den Geldhahn zudrehen, Kinder sollen endlich wieder „neutral unterrichtet“ werden. Dass er sich gegen Koalitionen wendet, wird ihm bisweilen als autoritär angeheftet. Dabei geht es vor allem um eine stabile Grundlage, zwingende Gesetzesreformen ohne allzu lange Verzögerung umzusetzen. Denn die Ära Angela Merkel müsse aufgearbeitet werden, aber auch die hinterlassenen Schäden von Reiner Haseloff. Eine Asylwende gebe es nur mit Sachleistungen, Milliarden in „wirre Projekte“ wie den ‚Klimaschutz in Indien‘, die zu massiven Einbußen im Landeshaushalt führen, müssen demnach umgehend gestoppt werden.
Es entspricht der demokratischen Manier, einem Volke nach dem Munde zu reden…
Was soll an solch einem Tenor verwerflich sein, gehören Zuspitzungen und Populismus durchaus zu den legitimen wie zulässigen Werkzeugen in der ideologischen Meinungsbildung. Dass dem von den Medien als stets lächelnder Posterboy verschrienen Abgeordneten in einem gewissen Neid für sein Charisma augenscheinlich zu viel Praxiserfahrung nachgesagt wird, weil er die Verwaltung bisher nie von innen gesehen hat, dürfte beim allgemeinen Publikum für weitere Zustimmung sorgen. Denn die Auffassung, dass verkrustete Strukturen aufgebrochen und diese „Märchen-Erzähler in der Regierung, die den Rechtsstaat unterlaufen“ zu einer möglichst langen Pause gezwungen werden müssen, teilen wohl immer mehr Bürger. Schließlich ist die Brandmauer einer liberalen Ordnung, in der der freie Wettbewerb um Lösungen und Konzepte entscheidet, nicht aber die Einschätzung eines Inlandsgeheimdienstes oder das Narrativ über „Gut“ und „Böse“, völlig fremd. Schon allein deshalb steigen die Chancen, dass das demütige Gegenmodell zum klassischen Karrieristen von der Öffentlichkeit belohnt wird, mit jedem Moment, der Siegmund die Möglichkeit zu Aura und Präsenz gibt.