Kommentar von Dennis Riehle zum Artikel „Journalistin über Gesprächskultur: ‚Sie können gerne eine andere Meinung haben'“ (aus: „taz“ vom 14.09.2025)
Welche Motivation muss Journalisten leiten, die sich nach dem Mord am US-amerikanischen Aktivisten Charlie Kirk in ihrer Artikulation nicht etwa umsichtig, zurückhaltend und in Anstand wie Pietät vor einem aus politischen Gründen getöteten 31-Jährigen zeigen, sondern in blanker Demagogie über seine ideologische Weltanschauung herziehen? Insbesondere hervorgestochen sind Dunja Hayali und Elmar Theveßen vom ZDF. Mit einem Verriss wegen angeblichen Rassismus und Sexismus wartete die Moderatorin des „heute journal“ auf, ihr Kollege unterstellte in einer schlichten Falschbehauptung, der Influencer und Podcaster habe sich für die „Steinigung von Homosexuellen“ ausgesprochen.
Das Erhaschen von Quote darf nie zu Lasten einer ausgewogenen Berichterstattung gehen!
Wir sind in der publizistischen Branche natürlich stets darum bedacht, Aufmerksamkeit zu erzielen. Doch nicht nur die berufsethischen Grundsätze untersagen ein grelles Rampenlicht auf Grundlage von Skandalisierung, Beschönigung oder Verzerrung. Und allein das Gewissen sollte ausschlaggebend genug sein, sich nicht um die polemische Schlagzeile willen mit Wortgewalt und Kraftausdrücken posthum an einem Charakter abzuarbeiten, zu welchem man aus subjektiver Abneigung keine Beziehung aufbauen konnte. Schließloch gehören Respekt und Rücksichtnahme ebenso in den gut gefüllten Instrumentenkasten der Medien wie die Werkzeuge Objektivität und Tendenzlosigkeit.
„Es widerspricht journalistischer Ethik, mit unangemessenen Darstellungen in Wort und Bild Menschen in ihrer Ehre zu verletzen“, so sagt es bereits der Pressekodex in Ziffer 9. Doch auf dieses Manifest für integres Schaffen scheint sich heutzutage kaum noch jemand zu berufen. Viel eher ist das Bemühen groß, im Zweifel mit polemischer Zuspitzung, dramatisierender Überzeichnung, populistischer Hetze und linksgrüner Agitation die beste Sendezeit dafür zu nutzen, individuelle Überzeugungen auf dem Teleprompter zu platzieren. Und sie werden längst nicht mehr verklausuliert oder rhetorisch versteckt, sondern in voller Dreistigkeit ausformuliert, um sich Applaus vom Chefredakteur einzuheimsen.
Nicht nur das ZDF ist zu einer Kloake des journalistisch schlimmsten Geschmacks verkommen!
Denn die Durchsetzung reicht bis in die Führungsebene, der Anspruch auf eine durch Polarisierung wie Spaltung zum kopfnickenden Applaus getriebene Fangemeinde vor den Bildschirmen scheint wichtiger als jeglicher Standard. Man könnte nahezu ein Psychogramm zeichnen von jenen, die wohl besser als Marktschreier untergekommen wären, als der Praxis von Hass und Hetze vor der Kamera zu frönen. Erkundigt man sich bei der Künstlichen Intelligenz über antisoziale Persönlichkeiten, so liefert sie eine exemplarische Definition, die heutzutage bedauerlicherweise auf viele meiner Kollegen nur allzu trefflich anwendbar wäre. Es ist der Drang zur Selbstinszenierung, der unserer Zunft schadet.
„Sie sind durch ständige Missachtung der Rechte anderer, mangelnde Reue oder Schuldgefühle, Egozentrik, Impulsivität und Aggressivität gekennzeichnet. Betroffene verletzen soziale Normen, lügen, betrügen“, lässt die AI wissen. Und ja, die Mattscheibe ist wahrlich zu einem Spielfeld von Manipulation und Desinformation geworden, sie erweist sich als Schauplatz von Geltungsdrang und Ichsucht. Es geht um Rechthaberei, um die Erwartung von Absolutheit für vorgefertigte Meinungen. Das Indoktrinieren der Zuschauer steht ebenso im Vordergrund wie die ergebnisgeschlossene Vorstellung von Erziehung, Belehrung, Moralisierung und Lenkung. Und all das zu einem festgelegten Gebührentarif.
Es ist dem GEZ-gepeinigten Durchschnittsbürger nicht zuzumuten, Hass zu finanzieren!
Wir bezahlen als Allgemeinheit entweder für die Suggestion eines euphemistisch gestalteten Ausschnitts der Wirklichkeit, der ohne jeden Kontext nicht einmal ansatzweise das Gebot an eine authentische Wiedergabe von Realitäten wird erfüllen können. Oder wir finanzieren das Rahmengerüst für Propaganda, im Gewand von Seriosität und unter dem Feigenblatt der unabhängigen Berichterstattung versteckt, welchem es zunächst einmal darum geht, den Konsumenten auf Linie von Vielfalt, Toleranz und Buntheit zu bringen. Doch bei genauerem Hinsehen gelten Würde und Dignität ausschließlich für jene, die sich in den Dienst einer aufgeschreckten Wachsamkeit gestellt haben.
Es ist der Freibrief, an den Empfänger das schlichte Gutdünken zu adressieren, nach Sendeschluss auf einer bestimmten Seite zu stehen. Schon seit vielen Jahren ist man weit davon entfernt, die Urteilsfindung dem Souverän zu überlassen. Eigentlich war gedacht, dass wir mit Kommentar und Nachricht das Gegenüber auf dem heimischen Sofa in die Lage versetzen, sich autonom und unbehelligt ein Bild von der Lage zu machen, um daraus Schlüsse zu ziehen, die uns nicht vorab in den Mund gelegt wurden. Wir brauchen niemanden, der das Geschehen vorkaut, der die Interpretation abnimmt. Ich verstehe mich auch weiterhin als Dienstleister, nicht als Betreuer. Und deshalb war ich wohl nie beim ÖRR.







