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Das Ringen um Fassung: Wenn ein Kanzler den Tränen der Hilflosigkeit nahe ist, scheint der Schlusssatz seiner Memoiren geschrieben!

Kommentar von Dennis Riehle zum Artikel „Stimmung bei Junger Union nach Merz-Rede eisig: ‚Das war Selbstmord, diese Rede'“ (aus: „NiUS“ vom 15.11.2025)

Welches Pfund in seinen Taschen hat ein Bundeskanzler noch, wenn er nicht einmal mehr bei der eigenen Nachwuchsorganisation auf Respekt oder Anerkennung stößt? Wie tief muss man im Ansehen gesunken sein, herrscht nach den Einlassungen von Friedrich Merz auf dem Deutschlandtag der Jungen Union betretenes Schweigen? Der Regierungschef der CDU hat erfahren, wie gravierend mittlerweile das Misstrauen gegenüber seiner Person und dem Kurs der Koalition mit der SPD in Berlin ist. Er selbst warb für eine Rentenreform, die perspektivisch zu einer massiven Belastung der kommenden Generationen führen dürfte. In einer zutiefst arroganten wie despektierlichen Art kritisierte er seine Basis mit den Worten „Das kann doch wohl nicht euer Ernst sein“. Wie entfern muss man von der Realität stehen, wie störrisch und töricht zugleich, sich argumentativ blank zu zeigen, um in blanke Hybris zu verfallen, statt die Zwischentöne derjenigen ernst zu nehmen, die im Parlament die Mehrheit sichern. Es war ein neuer Tiefpunkt in Sachen charakterlicher Eignung für das Amt, hat der Sauerländer noch einmal bewiesen, dass er unfähig zu konstruktivem Brückenbau und fairem Dialog ist, weder in Europa noch in der eigenen Partei für Frieden sorgen kann.

Selten gab es einen Kanzler mit so viel Selbstmitleid, Hybris und Realitätsferne…

Er könne im Bundestag mit gutem Gewissen zustimmen, das Niveau der gesetzlichen Altersversorgung langfristig auch auf Pump sicherzustellen. Damit bürdet der 70-Jährige den Sprösslingen eine immense Last auf, ohne tatsächliche Anzeichen für strukturelle Maßnahmen, die das gesamte System auf breitere Füße stellen. Ohne den nennenswerten Versuch, die Eigenverantwortung des Einzelnen zu stärken und auf private Standbeine zu setzen, will man die Staatskasse in den Ruin treiben. Der Christdemokrat ist Lars Klingbeil unterlegen, gibt weiteres Profil zugunsten das Machterhalts auf. Der Bankrott ist gegenwärtig, weil mit weiteren Sondervermögen und Kreditaufnahmen der Zahlungsausfall droht. Statt sich darüber bewusst zu werden, dass es drastische Einschnitte braucht, die möglicherweise auch den Ausschluss bestimmter Personengruppen mit Migrationshintergrund an monetärer Partizipation in unserem Sozialwesen umfasst, um gleichzeitig jene Bürger einzubinden, die bisher aus guten Gründen verzichteten, über die DRV vorzusorgen, bleibt man bei einer immensen Hypothek für die Stimmberechtigten von morgen. Weder Fraktionschef Spahn noch der JU-Vorsitzende Johannes Winkel konnten deshalb die Lage deeskalieren.

Friedrich Merz unterschätzt die eigene Basis eklatant, um den Koalitionsbruch zu riskieren…

Denn jedwedes Bemühen um die Einigung muss so lange scheitern, wie sich die Führung im Konrad-Adenauer-Haus ihrer Schuld gegenüber Töchtern und Söhnen, Enkeln und Urenkeln entsagt. Etwa 120 Milliarden Euro an zusätzlichen Kosten bis 2031 würde eine Fixierung auf das Rentenniveau von 48 Prozent bedeuten. Derzeit gehören 18 Abgeordnete im Parlament der Jugendbewegung von CDU und CSU an. Mit ihrem „Nein“ könnte das Vorhaben des Kabinetts scheitern, die Allianz mit der Sozialdemokratie auf dem Spiel stehen. Wut und Enttäuschung machen sich über einen Hünen breit, der für seinen Erfolg über ideologische Leichen geht. Merz mangelt es nicht nur an Kompromissbereitschaft, sondern vor allem an Durchsetzungsstärke gegenüber einem sich völlig überschätzenden Partner, der genau weiß, wie er den Kanzler erpressen kann. Die Lage wird immer ernster, es ist kaum vorstellbar, wie es im zu Ende gehenden Herbst noch zu größeren Würfen kommen soll. Deshalb scheint ein weiteres Absacken in den Umfragen vorprogrammiert, die Wahlkämpfer im Osten ahnen bereits, dass der Nachfolger von Olaf Scholz zu einem schwereren Kreuz als sein Vorgänger werden könnte. Immerhin erweist sich Selbstherrlichkeit als schwer heilbar.