Quelle: Clipdealer.de, 2184330, erworbene Standardlizenz.

2026 wählt das Ländle Kretschmanns Nachfolger: Baden-Württemberg vor der Entscheidung zwischen Selfmade und Brandmaurer…

Kommentar von Dennis Riehle zum Artikel „Landtagswahl in Baden-Württemberg: ‚Es wird um die Frage gehen: Wir oder die AfD'“ (aus: WELT vom 07.12.2025)

Am 8. März 2026 stimmt Baden-Württemberg über ein neues Parlament ab. Derzeitige Umfragen sehen die CDU deutlich vorne, die AfD konnte die regierenden Grünen mittlerweile auf den dritten Platz zurückdrängen. Es wird also um ein Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen den Spitzenkandidaten der Christdemokratie und der Alternative für Deutschland gehen. Und da könnten die Unterschiede kaum größer sein, treffen mit Manuel Hagel und Markus Frohnmaier zwei Charaktere gegeneinander an, die von externen Beobachtern als bürgerlich und familienorientiert einerseits, als radikal und selfmade andererseits wahrgenommen werden. In Sachen Polemik schenken sie sich kaum etwas, der 37-jährige „Konservative“ macht aus seinem Argwohn mit Blick auf die Opposition keinen Hehl, während der 34-jährige „Blaue“ in den etablierten Kräften seinen Hauptgegner sieht. Letztgenanntem will man verschiedene Skandale und Affären andichten, soll er als Mitgründer der einstigen Nachwuchsorganisation seiner Partei im Mandatarsbüro Personen aus dem vermeintlich „rechtsextremen“ Spektrum beschäftigt haben, seit geraumer Zeit „unter Kontrolle des Kremls“ stehen, wie uns denunziatorische Behauptungen in den Medien weismachen wollen. Dass er in Russland nicht den Feind sieht, ist allerdings schon alles, was ihm westfanatische Transatlantiker zum Vorwurf machen können.

Es geht um Transformation oder Innovation, um Kriminalität oder Stabilität…

Dass ihm das Prädikat von Rassismus und Demokratieverachtung angeheftet wird, stellt in der gegenwärtigen Atmosphäre nicht etwa einen Makel sondern eine Auszeichnung dar. Intern erweist er sich allerdings deshalb umstritten, weil er lediglich mäßig zwischen Weidel-Anhängern und anderen Flügeln zu vermitteln versucht. Konsequent und verlässlich sind hingegen seine programmatischen Positionen, weshalb nur bedingt Gegenrede aus den eigenen Reihen durchgestochen wird. Er wolle keine Staatsbürger erster und zweiter Klasse, die Republik müsse sich allerdings von Illegalen und Islamisten trennen. Die Zerstörung des Wirtschaftsstandortes sei der ideologischen Transformation geschuldet, das Verbieten von Diesel oder Holzöfen dürfe nicht weitergehen. Bezüglich der internationalen Konflikte auf der Welt brauche es Vernunft im Umgang mit allen Global Playern. Zusätzliche Waffenlieferungen an die Ukraine lehnt der in Rumänien geborene Protestant ab, votiert aber für die Wehrpflicht. Der Rundfunkbeitrag sei nicht länger haltbar, es brauche einen neutralen Journalismus. Die Gemeinschaftsschule müsse gestoppt, eine gemeinsame Leitkultur gefördert, der ÖRR hinterfragt und die Kernkraft umgehend wieder eingeführt werden. Sein Auftreten beschreiben Widersacher als bisweilen dekadent, überheblich und abgehoben, allerdings im klassischen Sinne als das eines Berufspolitikers.

Manuel Hagels Aversion gegenüber der Opposition trägt bisweilen demagogische Züge…

Lenkt man den Fokus hingegen auf den derzeit als Favoriten für das Ministerpräsidentenamt gehandelten Ehinger, so arbeitet er sich in größtmöglicher Aversion an seinen Konkurrenten ab. Der Bankkaufmann Hagel unterstellt ihnen, alles zu hassen, was er liebe. Die Differenzen seien nicht nur inhaltlicher sondern auch habitueller Art. Er ist eingenommen von der Brandmauer-Mentalität, schließt jede Kooperation und selbst informelle Annäherung aus, will „nicht einmal einen Espresso mit denen“ trinken. Der Unionsvertreter macht keinen Hehl daraus, in welchem Spektrum er die AfD verortet. Sie sei gegen die liberale Gesellschaft, gegen die soziale Marktwirtschaft und gegen ein vereintes Europa. Er bezichtigte sie des Vaterlandsverrats, versteigt sich in einer hybriden Anmaßung, Autokratie, Spionage und Putinhörigkeit zu unterstellen. Gleichsam bleibt die sachliche Auseinandersetzung schmallippig. Neben dem Anwurf von Heuchelei und Privilegiensicherung hinsichtlich des Herausforderers sind die eigenen Akzentuierungen übersichtlich, erschöpfen sich vor allem in Allgemeinplätzen einer Senkung der Strompreise, von Technologieoffenheit, in einem Bürokratie-Moratorium, dem verpflichtenden letzten Kita-Jahr, der Stärkung von Polizei und Justiz, der Einrichtung eines Sicherheitsrats, von Wachstum und einer Staatsreform durch Künstliche Intelligenz.

Der AfD-Spitzenkandidat fokussiert sich auf die Brot-und-Butter-Themen seiner Partei…

Hiergegen setzt Frohnmaier vor allem Forderungen nach konsequenten Abschiebungen, Grenzkontrollen und einem sofortigen Stopp willkürlicher Zuwanderung, aber auch des Endes der Klimasubventionen. Unternehmen und Mittelstand müssten entlastet werden, Vorgaben aus Brüssel dürften die Betriebe nicht länger bevormunden. Inländisches Potenzial solle durch gezielte Anwerbung von Fachkräften aus dem Ausland aktiviert werden, bei der Bildung brauche es ein Zurück zu Leistung und Wissen statt ein „Weiter so“ in politischer „Umerziehung“. Schon die Kleinsten sollten positiv an Schwarz-Rot-Gold herangeführt werden, ohne „Gender-Wahnsinn“ aufwachsen dürfen. Das Rentenniveau könne durch Kürzungen bei der Entwicklungshilfe und Streichung von Transfers für Flüchtlinge gesteigert, Importe aus Richtung Moskau sollten wiederbelebt werden. Im Zweifel brauche es ein Referendum über strengere Maßnahmen im Asylwesen, das Gymnasium müsse neben Real- und Hauptschule im dreigliedrigen System Bestand haben. Einnahmen des Staates will der Bundestagsabgeordnete dorthin gelenkt sehen, wo Innovation dringend gebraucht werde, nämlich in den Kommunen. Interessen und Prioritäten sollten auf das Inland fokussiert bleiben, die Meinungsfreiheit müsse endlich wieder atmen. Und so liegen nunmehr alle Optionen für einen Schlagabtausch auf dem Tisch.