Kommentar von Dennis Riehle zum Artikel „AfD-Politiker üben Druck auf Journalisten aus – Wir leisten unseren Beitrag für die Demokratie“ (aus: „Allgemeine Zeitung“ vom 08.10.2025)
„Der Ignorant weiß nichts, der Parteimann will nichts wissen“, sagte einst schon die Schriftstellerin Marie von Ebner-Eschenbach, um ein Phänomen zu beschreiben, welches heutzutage wohl vielen Funktionären politischer Kräfte immanent ist. Ich habe über Jahre hinweg Erfahrungen gesammelt, wie es sich innerhalb von SPD oder Grünen anfühlt. In welch abgeschlossener Blase man existiert, oftmals losgelöst vom Volk, nur auf Karriere und Wahlerfolge bedacht, im Wolkenkuckucksheim. Deshalb hatte ich mir geschworen, mich nicht mehr in ein solches Konstrukt vorzuwagen, in dem sich häufig auch Narzissmus und Überheblichkeit ansammeln.
Von meiner Euphorie über die Alternative für Deutschland ist als Journalist wenig geblieben…
Wie wohltuend ist es da gewesen, dass ich vor rund zweieinhalb Jahren auf dieser Plattform erstmals mit der AfD in Kontakt kam, obwohl mich manche Berührungsängste plagten, hatte auch ich mich von den öffentlichen Erzählungen der Warnung leiten lassen, von an die Wand gemalten Schreckensbildern. Doch als ich hier auf X dem Abgeordneten Jörg Baumann begegnete, da hatte ich plötzlich den Eindruck: Partei kann auch anders sein. Nahbarkeit und Zugewandtheit, Bodenständigkeit und Selbstlosigkeit. Rasch entwickelte sich ein freundschaftliches Verhältnis, der mir half, Vorurteile abzubauen und Programmatik kennenzulernen.
Ich entschloss mich daraufhin, ideologische Hürden abzubauen und mich auch als Journalist bewusst der Alternative für Deutschland hinzuwenden. Seither habe ich versucht, dieser vom „Unsere Demokratie“-Kartell gescholtenen Opposition in meinen Kommentaren und Beiträgen eine Stimme zu geben. Ich habe mich um Fairness und Konstruktivität bemüht, mittlerweile sind hunderte Texte verfasst, in denen ich nicht nur Alice Weidel regelmäßig in Schutz nahm. Zahlreiche Porträts, beispielsweise über Ulrich Siegmund, brachte ich zu Papier. Immer häufiger blieb all diese Anstrengung jedoch unbeachtet, Reaktionen waren ohnehin mehr als selten.
Selbst die Künstliche Intelligenz bescheinigt der Partei Ignoranz gegenüber der Presse…
Dass dies nicht nur ein subjektives Gefühl ist, bestätigt auch die Künstliche Intelligenz Grok in einer entsprechenden Auskunft: „Die AfD hat ein dichtes Netzwerk aus eigenen Plattformen aufgebaut, um unabhängig von etablierten Medien zu kommunizieren. Positive Berichte von Dritten werden als ’nicht kontrollierbar‘ wahrgenommen und daher ignoriert. Stattdessen pusht sie Inhalte, die ihre Kernbotschaften verstärken. Ein Post von Tichys Einblick aus dem Mai 2025 kritisiert genau das: Die Partei sieht externe Gutachten oder Berichte als ‚Angriff‘, selbst wenn sie wohlwollend sind, und reagiert nur auf ihre eigenen Narrative“.
Mit meiner durch Ex-Twitter offensichtlich bewusst regulierten Reichweite scheine ich uninteressant geworden zu sein, habe als freier und einzelner Publizist kein größeres Medienhaus hinter mir. Wahrscheinlich gelte ich bei vielen Repräsentanten als Teil der Lügenpresse, denn „selbst positive Artikel werden als ‚versteckte Agenda‘ abgetan, wie die KI attestiert. In Zuschriften brachte man mir deshalb wohl auch unverhohlen zum Ausdruck, als Medienvertreter verzichtbar zu sein, man präferiert stattdessen „große Player“. In einer gewissen Hybris verrennen sich jene in umgekehrten Elitarismus, die das Berliner Parkett anklagen.
Die AfD steht vor der Frage, ob sie die dritte Gewalt als Multiplikator verprellen will…
Da gab es aus den Reihen der Blauen den Vorwurf, ich sei ein „Schwurbler“. Der Dank dafür, sich mit größter Sorgfalt und Sachlichkeit gegen jenes Verständnis meiner Haltungskollegen zu richten, die mit einem durch den Souverän legitimierten Wettbewerber nicht nur stiefmütterlich umgehen, sondern ihn ausgrenzen, diskreditieren und verächtlich machen. Dass ich mit ihnen auf einer Stufe gesehen werde, vielleicht sogar auf Augenhöhe und in Kontinuität zu Dunja Hayali, Georg Restle, Jörg Böhmermann oder Louis Klamroth, enttäuscht und betrübt, lässt mich in der Konsequenz künftig stärker auf andere Themen und Protagonisten setzen.
Mein Kreuz auf dem Stimmzettel erfolgt nicht mehr aus Überzeugung, sondern im schlichten Befund, niemanden sonst zu kennen, dem ich eine echte Wende zutrauen würde. Politisch ein Hoffnungsträger, menschlich ein Nachzügler? Nein, mir liegt es fern, zu pauschalisieren. Daher will ich an dieser Stelle – neben dem bereits genannten – ausdrücklich Namen wie Marcus Resch, Frank-Christian Hansel oder Rene Dierkes, die mir ans Herz gewachsen sind, die ich schätze und weiterhin unterstützen werde. Schließlich möchte ich mich unterscheiden – und explizit keinen Generalverdacht erheben. Aber behaupten, dass Multiplikatoren nie schaden können.