Kommentar von Dennis Riehle
Neben meiner beruflichen Tätigkeit als Journalist war ich über viele Jahre auch als Sozial- und Integrationsberater aktiv. Diese Zeit war eine wichtige Epoche in meinem Leben, denn sie hat mich zahlreiche Wahrheiten gelehrt, die ich vielleicht ohne die entsprechenden Erfahrungen und Begegnungen nicht so frühzeitig erkannt und die entsprechenden Konsequenzen für mich gezogen hätte. Schließlich war ich einst angetreten, um nach dem Tabubruch von Angela Merkel in 2015 einen Beitrag dazu zu leisten, die massiven Kollateralschäden von zu Scheunentoren geweiteten Grenzen irgendwie aufzufangen – und die bei uns ankommenden Asylbewerber, welche anfangs tatsächlich nicht selten glaubwürdige Fluchtgründe und nachprüfbare Belege über eine Verfolgung in ihrer Heimat vorweisen konnten, einer Qualifizierung und Arbeit zuzuführen, damit sie gerade nicht auf dauerhafte Alimentierung durch den hiesigen Steuerzahler angewiesen waren. Es war kein Dienst in vollster Überzeugung, sondern mein Anspruch, das Schlimmste abzuwenden. Heute muss ich attestieren, dass nicht nur ich gescheitert bin.
Mein Credo ist es gewesen, aus einer Entscheidung der Bundeskanzlerin, die ich von Anfang an für fatal und falsch hielt, noch das Beste für die Republik herauszuholen. Und so kann ich mich an viele Gespräche mit „Schutzsuchenden“ erinnern, die gleichermaßen als illegal betrachtet werden mussten, weil sie nach dem Durchqueren eines sicheren Drittstaates allein aufgrund eines Webfehlers in der europäischen Zusammenarbeit und Absprachen der Staatengemeinschaft kurzerhand in die Zuständigkeit und Obhut Berlins genommen wurden. Häufig erkannte ich die Bereitschaft, an Wachstum, Wohlstand und Prosperität durch eine aktive Teilgabe zu partizipieren. Der explizite Wunsch nach einer Hängematte war damals noch die Ausnahme. Und auch das Maß an einer religiösen, politischen und ideologischen Fanatisierung begegnete zumindest mir nur marginal. Doch der Wind drehte sich bereits ein oder zwei Jahre später, als sukzessive Menschen auf diesen Kontinent strömten, welchen Schlepper von Verhältnissen fließender Milch und strömenden Honigs berichtet hatten – und die sich aus ihren ursprünglichen Gefilden nicht etwa auf den Weg begaben, weil sie existenziell durch staatliche Repressionen bedroht waren.
Stattdessen machten die zumeist aus Nordafrika und dem Mittleren Osten stammenden Personen keine Anstalten, auch mir direkt ins Gesicht zu sagen, dass sie sich nun endlich das holen würden, was „wir“ durch Kolonialismus und Nationalsozialismus in der Welt angerichtet hätten. Hohn und Spott wurden zur Gewöhnlichkeit, Bequemlichkeit und Hochmut prägten den Alltag. Meine Stimmung änderte sich immer weiter, nachdem auch die Verachtung für unsere christlichen Wurzeln, die kulturelle Identität und ein Miteinander in Demokratie und Freiheit durch jene infrage gestellt wurde, welche sich zunehmend benahmen, als seien sie keine Gäste, sondern die Hausherren, denen es daran gelegen schien, das hiesige Volk zu verdrängen. Die Selbstverständlichkeit nahm Fahrt auf, je länger die Entscheidungsträger in unserer Hauptstadt den Weg für ständig neue Sogeffekte ebneten. Und es war der Moment, als mir einer dieser Zuwanderer vor die Füße spuckte und lachend krakeelte, dass man ihm „gar nichts könne“, an dem ich aus einer zugegebenermaßen von allzu viel Geduld, Toleranz und Rücksichtnahme geleiteten Mentalität frustriert die Segel strich.
Im Anschluss erfuhr ich über Umwege vom „Schicksal“ zweier meiner Klienten, die sich Monate nach Beendigung des Betreuungsverhältnisses auf islamischen Machtdemonstrationen in unseren Straßen wiederfanden. Solche Impressionen gehen nicht spurlos an jemandem vorbei, der schon immer von Nationalstolz und Heimatliebe inspiriert war, sich in einer banalen Gutgläubigkeit aber noch darum bemüht hatte, die vielen Scherben aufzukehren, welche alle Regierungen der jüngeren Vergangenheit mit ihrer Ideologie von Pluralismus, Vielfalt und Respekt gegenüber den unmissverständlichen Feinden unserer Lebensweise hinterlassen haben. Heute stehe ich mit Vehemenz für konsequente Abschiebungen von Millionen, einen sofortigen Aufnahmestopp und eine Festung für unser Territorium. Alle Kapazitäten sind überlastet, die Ressourcen seit einer gefühlten Ewigkeit aufgebraucht. Der Wink mit der biblischen Nächstenliebe hat sich damit erledigt, sämtliche Moralisierung kann nur ins Leere laufen. Denn Barmherzigkeit vor dem Fremden gilt nur dann, wenn nach Obdach und Versorgung für unsere eigene Gesellschaft noch etwas übrig ist, was weitergegeben werden könnte. Dem ist längst nicht mehr der Fall, die Märchenstunde der offenen Arme muss beendet werden.