Kommentar von Dennis Riehle zum Artikel „RBB-Talk in Bad Freienwalde: Protestaufruf gegen Auftritt von Brandenburger AfD-Politiker Jean-Pascal Hohm“ (aus: „Tagesspiegel“ vom 13.10.2025)
Noch immer wird innerhalb und außerhalb der AfD darüber diskutiert, ob die Auflösung der einstigen Nachwuchsorganisation notwendig war, um nunmehr einen neuen Verband für die unter 36-Jährigen zu gründen, der enger an die Partei gekoppelt und durch Regularien einer gewissen Aufsicht unterstellt sein soll. Denn er gilt künftig als „rechtlich unselbstständiger Teil“, um nicht wieder in den Verdacht des Verfassungsschutzes zu geraten, gesichert extremistisch zu sein. Aber warum konnten Alice Weidel und Tino Chrupalla nicht zu den Sprösslingen stehen, sie unter die Fittiche nehmen, als sie noch einigermaßen frei und unbehelligt agieren, die Erwachsenen nicht selten mit manch spitzwindiger Kritik vor sich hertreiben durften? Zahlreiche Vertreter des kommenden Alterssegments machten einen Eindruck von Misstrauen aus, weshalb die aktuelle Begeisterung für das jetzt folgende Projekt unter dem Namen „Patriotische Jugend“ oder „Generation Deutschland“ trotz Dringlichkeit und Brisanz doch einigermaßen übersichtlich ausfällt.
Die Jugend der AfD braucht neues Selbstvertrauen, weniger Zweifel der Parteispitze…
Kaum jemand fühlt sich hinter dem Ofen hervorgelockt, will man nicht als bloße Marionette eines unsolidarischen Bundesvorstandes enden, der ein Maulkorb aufgesetzt wird, weil der Inlandsgeheimdienst andernfalls mit Verbot und Gängelung droht. Hat man sich dem Staat und seinen Behörden unterworfen, seine Heranreifenden geopfert, um in der Öffentlichkeit auf Schönwetter zu machen? Es wird eine gewisse Mammutaufgabe für den designierten Chef des Vorhabens sein, der wieder zusammenführen und für Glaubwürdigkeit an der Basis sorgen muss. Jean-Pascal Hohm wird sich als Bindeglied erweisen, der im Zweifel zwischen „Millennials“ und „Boomern“ vermittelt. Gebürtig aus Brandenburg, ist das heutige Mitglied im Plenum von Potsdam nach Einschätzung von Dritten auf einem völkisch-nationalen Pfad unterwegs, wird durch namhafte Repräsentanten wie Matthias Helferich oder Dennis Hohloch unterstützt. Deutschland ist für ihn das Land der Deutschen, weil „es eben nicht Takatuka-Land heißt“, attestierte er kurz und bündig.
Viel mehr als frühere Social-Media-Posts haben Hohms Gegner nicht zu bieten…
Der Parlamentarier aus Ludwigsfelde war zeitweilig Mitarbeiter bei Mandatar René Springer, zog sich von dieser Position aus persönlichen Gründen zurück. Der Anwurf steht im Raum, dass er 2017 ein Video mit militant neonazistischen Inhalten verbreitet habe. Er tritt für mehr Disziplin im tagespolitischen Dialog ein, sieht sich gleichzeitig eng vernetzt mit der Identitären Bewegung. Konsequent anrüchige Kundgaben sind von ihm jedoch kaum bekannt. „Wenn der Staat das Hissen der eigenen Flagge kriminalisiert, muss sich keiner wundern, dass immer weniger junge Menschen bereit sind, dieses Land im Zweifel zu verteidigen“, befand er erst vor kurzem, um zu ergänzen, dass man ohne Heimatliebe „als gesellschaftlichen Grundkonsens über Wehrhaftigkeit nicht zu sprechen“ brauche. Und mit den Worten „Es ist ein komisches Demokratieverständnis, wenn man meint, dass ein demokratisch gewählter Abgeordneter der stärksten Oppositionsfraktion im Landtag nicht an der Diskussionsrunde teilnehmen solle“ unterstreicht er wohl eine Selbstverständlichkeit.
Aus den Worten des künftigen Nachwuchsvorsitzenden spricht Ehrlichkeit und Erfahrung…
In der Äußerung „Man kann der Meinung sein, dass es politisch falsch war, sich von Russland abhängig zu machen – aber sich die Sanktionspolitik ökonomisch schönzureden, ist echt absurd. Ein Gespräch mit einem Unternehmer oder einem privaten Gas-Verbraucher sollte als Realitätscheck reichen“ bedient er lediglich den Pragmatismus, erweist sich vor allem als bodenständig und vernünftig in seinen Perspektiven. Er steht für eine unbehelligte Bildung an Schulen ohne ideologische Färbung, für einen neutralen Unterricht, der zur eigenen Urteilsfindung erzieht. Den Vertretern der Regierung bescheinigt er, den Bezug zur Wirklichkeit vollends verloren zu haben. Statt Selbstbeschäftigung fordert er das Erreichen von gesteckten Zielen, einen gesellschaftlichen Konsens gegen Polarisierung und ein kollektives statt individuelles Verständnis von Wirtschaft, Gemeinschaft und Kultur. Und so dürfte der Kreisvorsitzende in Cottbus fortan hörbar in Debatten sein, weil er sich der Unterstellung des „braunen Tellerrandes“ mit Leidenschaft und Courage widersetzt.







