Kommentar von Dennis Riehle zum Artikel „Robert Habeck: Politisches Aus für den Hoffnungsträger der Grünen – wie es dazu kam“ (aus: Handelsblatt vom 26.08.2025)
Wie soll man mit einem pikierten wie störrischen Ex-Wirtschaftsminister umgehen, der seinen Abgang als Bundestagsabgeordneter genauso vergeigt wie die gesamte Amtszeit unter Olaf Scholz? Robert Habeck hat sein Mandat im Parlament zurückgelegt, um in einem Interview mit der „taz“ noch einmal kräftig nachzukarren. Insbesondere Aussagen zu Markus Söder, dem er ein „fetischhaftes Wurstgefresse“ vorwirft, haben für großes Unverständnis in der Öffentlichkeit gesorgt. Aber auch die Zuschreibung einer „Fehlbesetzung“ in Richtung Julia Klöckner macht nicht zuletzt deshalb die Runde, weil er ihr eine Spaltung der Gesellschaft attestiert, über dessen Gründe der nun für einen Hochschulposten in Frage kommende 55-Jährige spekuliert: „Mutwillig“ oder aus „Dämlichkeit“. Dass er wohl Letztgenanntes gemeint haben muss, ergibt sich aus seiner unmittelbar darauffolgenden Formulierung „Sie war noch nie in der Lage, Dinge zusammenzuführen. Sie hat immer nur polarisiert, polemisiert […]“. Er sieht sie demnach als unfähig an, wahrscheinlich gar als einfältig oder stumpfsinnig.
Das Nichtzustandekommen eines Bündnisses mit der Union hat Habeck stets umgetrieben…
Aus seiner Verachtung gegenüber der Union macht er keinen Hehl, hatte er immer wieder bedauert, dass es mit CDU und CSU wegen feindseliger Kräfte nicht zu einer Koalition gekommen sei. Wahrscheinlich hätte er das ökologisch-progressive Lager im Konrad-Adenauer für sich gewinnen wollen, um seine Agenda der Transformation von Unternehmen und Bevölkerung mit einer deutlich brachialeren Gangart zu verwirklichen, als dies mit FDP und SPD möglich war. Doch seine Politik fügte auch im Ampel-Bündnis massiven Schaden zu. Allein die verkopfte Implementierung des Heizungsgesetzes entlarvte die Ambition der weltanschaulichen Umerziehung, sollte eine Zukunft auf dem Reißbrett entwerfen werden, die schon an der Prozentrechnung eines Autors für Kinder- und Märchenbücher gescheitert wäre. Immerhin hatte der studierte Philosoph 2024 bei Markus Lanz erklärt: „Wenn ein Auto 15 000 Euro kostet und es kostet dann auf einmal 20 000 Euro, dann ist es ein viertel Prozent, ähm, also 25 Prozent teurer“. Eine Mitglied der Regierung unwürdig, leistete er sich allerdings nicht nur diesen Schnitzer.
Der Wirtschaftsminister überzeugte mit Unvermögen, patzte nicht nur einmal…
Stillstand wäre in dieser Republik auch deshalb eingezogen, weil er sich „vorstellen [kann], dass bestimmte Branchen einfach erst mal aufhören“, zu verkaufen und zu produzieren. Eine Insolvenz sei das nicht unbedingt, umriss er in der Sendung von Maischberger seine VWL-Kenntnisse, um damit neuerlich zu unterstreichen, dass er vielleicht selbst einem Posten nicht gewachsen ist, musste er doch eingestehen: „Wir kommen langsamer aus der Krise als gehofft“. Mit einer Rezession und Stagnation waren wir jenem Testlabor ausgesetzt, als das uns der Lübecker wohl stets betrachtete. Seine Versuchskaninchen waren der kleine Mann und die mittelständischen Betriebe. 210 Milliarden Euro fehlen seit 2020 als Anlageinvestitionen, 300 Milliarden Euro sind innerhalb von drei Jahren aus Deutschland abgewandert. Ursächlich sei laut „ifo-Institut“ die Überregulierung, die zur grünen Seele gehört wie eine moderne Variante des Sozialismus, betonte das ideologische Pendant Baerbocks doch schon 2020 in der „Zeit“: „Ich halte es für notwendig, unsere Wirtschaftsweise zu verändern“.
Sein ewiges Entrinnen: Wo seine Wirklichkeit auf die echte Realität traf, war es zappenduster…
Zum Schluss galoppierte die Entwicklung davon, musste der Ex-Fraktionsvorsitzende in Schleswig-Holstein angesichts ökonomischer Realitäten schneller in seinen Elfenbeinturm flüchten, als er dies gegenüber den aufgebrachten Bauern an der Fähre von Schlüttsiel tat. 2023 mahnte er bei „Spiegel Online“ zunächst vollmundig: „Wir sind noch nicht durch“. Aber das Ende seiner Berliner Karriere nahte schneller als erwartet. Der weitere Werdegang ist allerdings biografisch schon unverzagt festgelegt: „Ich werde an verschiedenen ausländischen […] Bildungseinrichtungen forschen, lehren und lernen“, ließ er bei „Der Standard“ verlautbaren. Dass diese Stätten außerhalb von Europa liegen dürften, erinnert uns noch einmal an das, was er 2010 in seinem „linken Plädoyer“ zum Besten gab: „Patriotismus, Vaterlandsliebe also, fand ich stets zum Kotzen“. Deshalb ist der Verlust eines Mannes an die USA verkraftbar, der zwar „nicht wie ein Gespenst über die Flure laufen“ möchte und „Kanzler werden, Mensch bleiben“ wollte. Vor allem aber mit den drei Worten im Gedächtnis bleibt: „Ich mache Fehler“.