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Wenn die Haltungspresse den Schein eines gelungenen „Wir schaffen das“ bewahren will, endet Journalismus in der Einseitigkeit!

Kommentar von Dennis Riehle zum Artikel „Muster-Migranten statt harter Fakten:
 So reden ARD und ZDF 10 Jahre ‚Wir schaffen das‘ schön“ (aus: „NiUS“ vom 30.08.2025)

Immer öfter driften die Wahrnehmung der Deutschen und die Berichterstattung zahlreicher etablierter Leitmedien massiv auseinander. Denn nachdem der Trend zur politischen Ideologisierung manch einer Redaktion unvermindert anhält, ist es wenig überraschend, dass Texte erscheinen, auf die man mit dem gesunden Menschenverstand nur kopfschüttelnd reagieren kann. Selbst wenn sich Kollegen um eine gewisse Ausgewogenheit bemühen, enden die Schlussfolgerungen häufig in einer voreingenommenen und feststehenden Meinung, die sich auch dann nicht erschüttern lässt, sollten mannigfaltige Argumente dagegensprechen. Und so war auch das Streben der Tageszeitung „Südkurier“ nach einer differenzierten Darstellung der Situation zum zehnjährigen Jubiläum von Angela Merkels „Wir schaffen das“ durchaus erkennbar. Es endete bedauerlicherweise aber doch in einem überwiegend die Lage beschönigenden Tenor, war allein die Auswahl der Befragten, die sich rückblickend auf 2015 äußern sollten, nicht gerade von Repräsentativität getragen. Objektiver Journalismus beginnt nämlich bereits mit der Fragestellung, inwieweit man authentisch und realistisch bleiben möchte. Immerhin lässt sich nur dann ein Spiegelbild zeichnen, richtet man den Fokus nicht nur auf die Goldstücke einer Geschichte.

Das Bemühen um Ausgewogenheit bleibt im „Qualitätsjournalismus“ oft auf der Strecke!

Der entsprechende Artikel (vollständig zu lesen hier) gibt hinsichtlich seiner Ergebnisoffenheit eine klare Antwort. Man wollte von einem bestens integrierten Flüchtling wissen, wo er sich in der heutigen Gesellschaft sieht. Und seine Worte klingen – dem Wunsch nach einem idealisierten Anschein entsprechend – wie das Musterbeispiel einer gelungenen Eingliederung: „Schon nach einem Jahr habe ich mit Arbeiten angefangen. Im Iran habe ich Physik studiert und als Marketingmanager gearbeitet, hier war ich Vertriebsassistent, Elektriker und heute bin ich Mitarbeiter in der Produktion einer Firma. […] Im Iran hatte ich schon alles erreicht, hier musste ich wieder bei null anfangen. Das war hart. Ich denke, wir haben es geschafft. Es hat gedauert und es war schwer […]“. Betrachtet man die Zahlen der Bundesagentur für Arbeit, beabsichtigen rund 70 Prozent der sogenannten Schutzsuchenden aus den wichtigsten Asyldestinationen allenfalls eine Tätigkeit auf „Helferniveau“. Von hochqualifizierten Fachkräften scheint man weit entfernt, insbesondere Zeitarbeit, Reinigungsgewerbe, Gastronomie- und Küchenbetriebe, Produktion und Fertigung sowie Verkehr oder Logistik sind die vorrangigen Bereiche, in denen die Betreffenden – teils geringfügig angestellt – unterkommen.

Niemand bestreitet hehre und lobenswerte Ausnahmen. Doch von Regelhaftigkeit kann man nicht ausgehen, lässt man die Zahlen auf sich wirken, die zwar fast zwei Dritteln der damals zu uns Gekommenen bescheinigen, heute irgendeinem Job nachzugehen. Deren Qualität und Bedeutung für das Gemeinwesen bemisst sich aber schon daran, wie wenig „systemrelevante Berufe“ im Portfolio zu finden sind. Dass die Autorin des erwähnten Beitrags im hiesigen Regionalblatt ganz nebenbei erwähnt, man wolle „keinen Anspruch auf Vollständigkeit erheben“, wenn man vor allem jene zu Wort kommen lässt, die eigentlich recht zufrieden sind mit dem, was sich in der zurückliegenden Dekade getan hat, gibt einen tiefen Einblick in die Herangehensweise jener Presse, die noch immer nicht umhinkommt, der undifferenzierten und naiven Willkommenskultur zu frönen. So äußert die Vorsitzende des Konstanzer Vereins „Save me“ ihre Sorgen und Nöte: „Die Hilfsbereitschaft der Bevölkerung und von Firmen war überwältigend […] Aus der Unterstützung sind viele Freundschaften entstanden. […] Aber leider fehlen uns immer mehr Ehrenamtliche, die aktiv in Organisation und Beratung tätig sind. Auch Geflüchtete, die schon lange hier leben und arbeiten, brauchen nach wie vor Hilfe bei allen möglichen Anforderungen“.

Sind wieder einmal die Deutschen schuld, haben sie mit ihrem letzten Hemd zu wenig gegeben?

Ist es wieder einmal die viel beschworene Bringschuld, die die Bundesrepublik nicht erfüllt hat? Liegt es bei uns, zu geringe Anstrengung gezeigt zu haben, illegal nach Mitteleuropa strömende Völkerwanderungen nicht nur in Kauf zu nehmen, sondern sie vor allem in unsere sozialen Sicherungssysteme einzubetten? Man könnte fast den Anschein gewinnen, als wolle man uns suggerieren, es handelt sich um einen einseitigen Prozess des Gebens gegenüber den Fremden, äußert doch auch der Frontmann des Vereins „Integration in Singen“ vor allem Kritik in Richtung der heutigen Regierung: „Mütter finden immer noch schwierigen Zugang zu Sprachkursen. Und die Bezahlkarte halten wir für praxisuntauglich. Das bereitet mir Unbehagen, dass man das Asylrecht inzwischen aushöhlt. Wir arbeiten stattdessen daran, dass wir im Alltag gute Lösungen finden“. Was erwartet man von uns, geben wir doch heute schon 28 Milliarden pro Jahr für die Bewältigung der Migration aus? Es ist vor allem der früh für seine massive Kritik am Kurs Berlins bekannt gewordene Ex-Landrat Frank Hämmerle, der auch heute kein Blatt vor den Mund nimmt, wenn er unverhohlen attestiert: „Ich hatte Sorge um unsere freiheitlich-demokratische Gesellschaftsordnung, unseren Rechtsstaat und finanzielle Leistungsfähigkeit“.

Der CDU-Politiker zeigte stets klare Kante gegen die frühere Kanzlerin. Und er bleibt dabei: „Seit 2016 bis heute sind alleine mehr als zwei Millionen Asylbewerber zugewandert. Familienzusammenführung, Arbeitsmigration und Ukraineflüchtlinge haben mit weiteren zwei Millionen zum Anwachsen der Bevölkerung beigetragen. Die Ausländerquote liegt jetzt bei 15 Prozent (2014: rund neun Prozent). Die finanziellen Folgen überfordern Kommunen, das Land und den Bund“. Der Präsident des Polizeipräsidiums Ravensburg, Uwe Stürmer, wirft das Rampenlicht auf einen weiteren Aspekt: „Richtig ist aber auch, dass die Zahl der Tatverdächtigen ohne deutschen Pass in den letzten Jahren kontinuierlich zugenommen hat und dass insbesondere Flüchtlinge gemessen an ihrem Anteil an der Gesamtbevölkerung deutlich überrepräsentiert sind“. Und der stellvertretende GEW-Landesvorsitzende, Michael Hirn, befindet: „Überall fehlen die notwendigen Fachkräfte, weil das Kultusministerium zu wenig dafür tut, junge Menschen für diese tollen Berufe zu interessieren“. So ist vielleicht doch das Fazit richtig, dass der Oberbürgermeister von Singen, Bernd Häusler (CDU), formuliert: „Wir sehen es an vielen Stellen, wir sind nicht nur an, sondern über der Leistungsfähigkeit“.