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Nur ein Beispiel von vielen: Wie die Anzeige gegen Jura-Professor Tim Drygala ein weiteres Mal das Psychogramm des Denunzianten offenlegt!

Kommentar von Dennis Riehle zum Artikel „Jura-Professor zu Reichinnek: ‚Ich habe nichts falsch gemacht, warum sollte ich mich entschuldigen?'“ (aus: „Berliner Zeitung“ vom 13.11.2025)

Was ist nur in Deutschland los, fragt man sich mittlerweile auch in den USA. Eine einstige Vorzeigedemokratie entwickelt zum erneuten Mal in der Geschichte totalitäre Tendenzen, verfolgt die eigenen Bürger für vermeintliche Meinungsdelikte. Jüngst traf es nun den Leipziger Professor Tim Drygala, der von Linken-Politikerin Heidi Reichinnek vor den Kadi gezogen werden soll, hatte er auf der Plattform X am 26. September 2025 ein Foto von seinem Kühlschrank mit einem Porträt der 37-Jährigen gepostet, ergänzt um den Kommentar, dass die Tür schlecht schließe. „Man muss immer mit der Faust dagegen schlagen, damit sie richtig zu ist. Damit ich das nicht vergesse, habe ich mir jetzt einen kleinen Reminder gebastelt. Wirkt 1a“, schrieb er weiter, um sich nun Ermittlungen der Staatsanwaltschaft ausgesetzt zu sehen. Doch nicht nur strafrechtlich wird ihm ein Vorwurf gemacht. In der öffentlichen Debatte hängt man dem 1963 geborenen Lübecker nunmehr Frauenfeindlichkeit und Sexismus an. Die Universität Leipzig hat interne Gespräche mit ihm angekündigt, Proteste aus der Studierendenschaft gegenüber dem couragierten Juristen halten an.

Jedem historisch Sensibilisierten müssen Parallelen zur DDR in den Sinn kommen…

Gleichzeitig verteidigt sich der für konsequente Meinungsoffenheit einstehende Lehrstuhlinhaber mit einem Verweis auf Satire und die eigentliche Intention, mit der Darstellung vor allem Kritik an der sozialistischen Ideologie der Influencerin geübt zu haben. Das Gründungsmitglied von „Team Freiheit“ bewertet das Vorgehen der Behörden gegen ihn als Versuch der Einschüchterung von Andersdenkenden. Und tatsächlich reiht sich das Geschehen ein in eine Vielzahl von ähnlich gelagerten Fällen. Ob nun die prominente „Schwachkopf“-Affäre, die Verurteilungen von Björn Höcke, die Hausdurchsuchungen bei Jürgen Elsässer oder Sympathisanten der Identitären Bewegung, das Verfahren gegen Medienwissenschaftler Norbert Bolz, die Anschuldigung von Volksverhetzung gegenüber Autor Akif Pirinçci oder das Bußgeld wegen Beleidigung der Gender-Ideologie für Eva Hermann: Nicht wenige Beobachter sehen uns in einer DDR 2.0. Meldestellen sprießen aus dem Boden, laden zur Denunziation ein. Wer unliebsame Überzeugungen besitzt, sollte den morgendlichen Bademantel bereithalten. Polizisten warnten unlängst davor, das „Falsche“ zu sagen.

Das nahezu zwanghafte Anschwärzen von Mitmenschen hat eine seelische Vorgeschichte…

Allein zwischen 2022 und 2023 stiegen die Ermittlungen auf Grundlage von §§ 130 und 185ff. StGB um 88 Prozent. Involviert ist nicht nur das BKA, sondern zahlreiche Landesinnenministerien und der Verfassungsschutz. Doch lediglich 16 Prozent der Anzeigen führen auch zur Anklage. Es sind also häufig offensichtlich unbegründete Akte des Anschwärzens, Verpetzen und Verpfeifen scheinen zum Volkssport geworden zu sein. Und tatsächlich hat es damals auch so angefangen, war der Reiz des Verrats nicht zuletzt durch staatliche Instrumentalisierung und politische Moralisierung der Allgemeinheit ins Unermessliche getrieben worden. Der Konformitätsdruck mag eine Rolle spielen, gleichzeitig wirken gruppendynamische und situative Faktoren mit. Sich zugunsten der Gemeinschaft verpflichtet zu fühlen, in Selbstrechtfertigung und Überlegenheit zu verfallen, soll die kognitive Dissonanz eigener Unzulänglichkeit verringern. Der Autoritätsgehorsam korreliert mit hohem Machiavellismus, narzisstischen Zügen und Erfahrungen der Gekränktheit. Kurzum: Wir leiden an einem Empathiedefizit, an Enthemmung und Dehumanisierung.