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Das Merz-Paradoxon in seiner ganzen Schönheit: Zum Gedenken an die friedliche Revolution fordert der Kanzler die Deutschen an die Waffen!

Kommentar von Dennis Riehle zum Artikel „Wiedervereinigung: Bundeskanzler Merz ruft zu neuer Einheit für Deutschland auf“ (aus: „Tagesschau“ vom 03.10.2025)

Am 26. April 1927 hielt Bundespräsident Roman Herzog die sogenannte „Berliner Rede“, in der er bis heute bekannte und allseits gültige Formulierungen an die Nation wählte: „Die Aufgaben, vor denen wir stehen, sind gewaltig. Die Menschen fühlen sich durch die Fülle der gleichzeitig notwendigen Veränderungen überlastet. Das ist verständlich, denn der Nachholbedarf an Reformen hat sich bei uns geradezu aufgestaut. Es wird Kraft und Anstrengung kosten, die Erneuerung voranzutreiben, und es ist bereits viel Zeit verloren gegangen. […] Aber es ist auch noch nicht zu spät. Durch Deutschland muss ein Ruck gehen. […] Die Bürger erwarten, dass jetzt gehandelt wird. Wenn alle die vor uns liegenden Aufgaben als große, gemeinschaftliche Herausforderung begreifen, werden wir es schaffen“. Ähnliche Worte hatte man sich von Kanzler Friedrich Merz zum Tag der Einheit am 3. Oktober 2025 erwartet. Doch der aktuelle Regierungschef enttäuschte auf ganzer Linie. Er konnte weder das Publikum mitreißen, noch einen Befreiungsschlag wagen, den es nicht nur angesichts der aktuellen Umfragewerte dringend gebraucht hätte.

Ein Resümee in Kürze: Das Volk der Wehleidigen soll für das Versagen der Politiker büßen…

Er sprach davon, dass wir uns in einer schwierigen Epoche „für unser Land neu sammeln und mit Zuversicht und Tatkraft nach vorn blicken“ sollten. Doch ist es allein mit Hoffnung und Motivation getan, woran krankt die Gegenwart genau? Und wieso wälzt der CDU-Mann so viel Verantwortung auf die Allgemeinheit ab? Von Selbstkritik hörte man kaum etwas. Die tatsächlichen Missstände blieben unbenannt. In Floskeln und Phrasen gestand er ein, dass 35 Jahre nach der Wende noch immer kein „fertiges Werk“ entstanden ist. Viel drehte sich um die Ukraine, um die Wirtschaft und um die EU. Pessimismus dürfe keinen Raum haben. Es hätte eine klare Ansage gebraucht, dass nicht nur die Sozialsysteme unter dem Tabubruch der Angela Merkel aus 2015 ächzen. Ein unverhohlenes Eingeständnis, dass die ungezügelte Migration außer Kontrolle ist. Dass Kultur und Identität, Sicherheit und Ordnung ins Rutschen geraten sind. Doch wieder einmal tat der Sauerländer so, als sei das Volk zu „wehleidig“. Er bestand lediglich auf Regeln für die Zuwanderung, von einem harten Durchgreifen scheint er weiter entfernt denn je.

AfD-Schelte durch die Hintertür, obwohl die Feinde der Demokratie gänzlich andere sind…

Noch immer erfasst er die Stimmung des Protestes kaum, verliert sich dagegen regelmäßig in Vorhaltungen gegenüber den sogenannten Feinden „unserer Demokratie“. In Phasen „wachsender Spaltungen und populistischer Versuchungen“ müsse man sie „nicht nur verteidigen, sondern aktiv stärken – gegen alle, die sie von innen aushöhlen wollen“. Dass damit insbesondere die AfD angesprochen worden sein dürfte, wird jedem Beobachter unverborgen bleiben. Stattdessen hätte er seine Mahnung in Richtung all der Messerstecher und Kriminellen richten sollen, die bei uns zu Gast sind, um in der Gewissheit laxer Bestrafung zu Schwerverbrechern werden. An jene, die nicht aus Verfolgung geflohen sind, sondern schlichtweg für ein besseres Leben. Wollten die jungen Menschen an dieser Stelle hören: „Leisten Sie freiwilligen Wehrdienst!“? Ist Kriegsrhetorik angesichts der unbewaffneten Revolution von 1989/1990 nicht ein Akt völliger Heuchelei gewesen? Zumutungen gegenüber einer Generation, der man schon während Corona nahezu Unermessliches abgerungen hat. Neben Ankündigungen und Erwartungen ist darüber hinaus wenig gewesen.

Ein Kanzler der Aufrüstung, ein Regierungschef der Nebelkerzen…

„Wir bauen staatliche Fesseln ab, damit Unternehmen atmen können“ dürfte von vielen Mittelständlern als Floskel gewertet werden. Erneut rief der Briloner zu einem heißen Herbst auf, warnte vor einem Verspielen der Werte. Doch die Courage besaß er nicht, den Verlust von Tugenden einer wachsenden Islamisierung zuzuschreiben. Stattdessen blieb der Tenor eines bunten Miteinanders zumindest zwischen den Zeilen stets bestehen, wenn der 69-Jährige von der „Offenheit“ als Erbe der Geschichte spricht. Friedlich und frei solle die Zukunft sein. Doch wie passt das zusammen mit dem Satz “ Wir müssen unsere Verteidigungsfähigkeit ausbauen“ und der Tatsache, dass sich Bürger davor fürchten, ihre Meinung unbehelligt kundzutun? Da wird schwadroniert vom Wiedererstarken der Autokratien in der Welt, obwohl die Despotie doch vor der eigenen Haustür steht, um nicht nur vom Fernsehmoderator Peter Hahne als schlimmer denn in der DDR bezeichnet zu werden. Unter einem schulischen Aufsatz hätte man dem führungslosen Merz wohl deutlich attestiert: „Thema verfehlt“. Doch wir haben keine Zeit für ein „Setzen, Sechs“.