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Gegen die Brandmauer: Wie der mutige FDP-Politiker Paul Bressel demokratische Lehrsätze ins liberale Stammbuch schreibt!

Kommentar von Dennis Riehle zum Artikel „‚Die Brandmauer gehört eingerissen‘: FDP-Politiker Paul Bressel plädiert für Koalitionen mit der AfD“ (aus: „Cicero“ vom 09.11.2025)

Als sich der Mensch im Turmbau zu Babel erdreistete, seine Wenigkeit auf eine Stufe mit Gott stellen zu wollen, erlitt er krachend Schiffbruch. Denn je höher unsere Spezies hinauswollte, umso mehr scheiterte sie an dem Versuch narzisstisch anmutender Überheblichkeit. Ähnlich ergeht es nun auch den Brandmaurern in diesem Land, die immer weitere Steine auf ein Konstrukt anbringen, dass der Volksherrschaft so fremd ist wie dem Umweltschutz das Windrad. Man fühlt sich an den Sandkasten zurückerinnert, als sich spielende Kinder Förmchen und Eimerchen an den Kopf warfen, um irgendwann zu der Einsicht zu gelangen, dass Trotz kein geeignetes Mittel ist, um seine Emotionen zu kanalisieren. Und trotzdem geht die Distanzierung von einer Partei weiter, die als dämonisiertet Widersacher in den Umfragen auch deshalb vehement zulegt, weil jeder verstandsmäßige Charakter den plumpen Befund teilt, dass sich Protest und Überzeugung nicht durch Pranger und Verbote einfangen lassen, sondern lediglich mit der inhaltlichen Auseinandersetzung, dem argumentativen Debattieren, dem Konzipieren von Lösungen sowie dem Ernstnehmen von Problemen und Nöten des kleinen Mannes.

Die ideologische Berührungsangst ist zum Fremdkörper der Demokratie geworden!

Dass sich immer mehr Menschen eine Koalition unter Beteiligung der AfD wünschen, weil nach der Ampel auch die sogenannte Große Koalition als lagerübergreifendes Bündnis krachend gescheitert ist, kann nicht wirklich überraschen, sind die Trippelschritte der Regierung Merz eine Bankrotterklärung gegenüber den grassierenden Missständen und Schieflagen unserer Nation. Der CDU-Politiker tingelt durch die Welt, wie auf einer Flucht vor den innenpolitischen Herausforderungen, um Asyl bei Robert Habeck ansuchend, der in seinem Elfenbeinturm noch immer an der Prozentrechnung scheitert, aufgrund welcher Wahrscheinlichkeit ihn die Gunst des Souveräns zum Teufel jagte. Betagte Omas setzen mit Pauken und Trompeten all jene unter Druck, die auch nur annähernd zu der Auffassung gelangen, dass Schluss sein muss mit dem ständigen Abgrenzen. Sondern eine Kooperation der stärksten Wettbewerber notwendig wird, um die mannigfaltigen Krisen bewältigen zu können. Denn es braucht stabile, wenn nicht gar verfassungsändernde Mehrheiten, um konsequent durchzugreifen. Tabus darf es in einer Phase der Geschichte nicht mehr geben, die unter den Kollateralschäden des Merkel’schen Sündenfalls leidet.

Betrachtet man im schematischen System von links und rechts nüchtern und ohne Vorbehalte die größten Schnittmengen, so gelangt man in der weltanschaulichen Subsumierung zu vergleichbaren Wesenszügen der Union und der Alternative für Deutschland, die man beide dem konservativen Flügel wird zurechnen können, klammert man Genosse Daniel Günther in Schleswig-Holstein oder Sozialminister Karl-Josef Laumann aus Nordrhein-Westfalen einmal aus. Um endgültig zu belastbaren Kräfteverhältnissen zu finden, müsste man bei einem Wiedereinzug der FDP ins Berliner Parlament auch die Liberalen ins Boot holen, stünden die Zeichen dafür nicht schlecht, wären Charaktere wie der bekannte Influencer und Schweriner Kommunalpolitiker, Paul Bressel, anstelle von Christian Dürr und Marie-Agnes Strack-Zimmermann am Ruder. Er gab jüngst der „Berliner Zeitung“ ein Aufsehen erregendes Interview, drohen den Freien Demokraten doch auch bei der Landtagswahl in Mecklenburg-Vorpommern ähnlich schicksalhafte Ergebnisse wie auf Bundesebene. Nach seinem Dafürhalten braucht es ein Ende der vorherrschenden Berührungsängste, verzerrten diese doch „den gesamten demokratischen Prozess“.

Die FDP verliert aufgrund ihres Bekenntnisses zum Brandmauerkartell an Bedeutung!

Schon im Mai 2024 hatte der Spitzenkandidat gegenüber dem NDR geäußert: „Politik muss zurück zur Bürgernähe. […] Der Wille der Wähler darf nicht länger ignoriert werden“. Viele sehen in ihm einen Provokateur, sind seine Positionen innerhalb und außerhalb der eigenen Reihen umstritten. Nicht zuletzt auf dem Kurznachrichtendienst X überaus präsent, äußert er sich dort über den Islam als eine „große Gefahr für die Welt“, weil „die Verbreitung muslimischer Ideologien stetig zunimmt“. Er setzt sich ein für die unbehelligte Rede, geht mit provokanten Thesen als Verfechter offener Meinungsäußerung couragiert voran. In der Presse wird er als „Rechtsaußen“ degradiert, muss vor allem von den „Jungen Liberalen“ massive Kritik einstecken. „Eine Koalition mit der AfD käme einem Bruch mit fundamentalen Prinzipien liberaler Politik gleich“, kommentiert Nachwuchs Johann Breustedt den Vorstoß des Stadtverordneten scharf. Patrick Eising forderte gar seinen Rücktritt, ließ verlauten: „Wer öffentlich eine Zusammenarbeit mit Radikalen fordert und dies als einzige Rettung für die FDP sieht, hat sowohl den Glauben an die Partei als auch an ihre Inhalte verloren“.

Auch der Kreisverband will nicht geschlossen mitgehen, es gebe „weder eine breite Zustimmung noch eine Beschlusslage, die eine solche Koalition legitimieren würde“. Die Aufgeregtheit macht noch einmal klar, dass gerade einer Generation nicht bewusst scheint, wie ernst die Lage ist, die sich noch immer in der Hoffnung auf eine schwarz-gelbe Zukunft versteigt, obwohl auch deren Zug längst abgefahren ist. Das Pulver ist verschossen, die Luft ist raus. So könnte man recht profan den festgefahrenen Zustand unserer Republik umschreiben, die mehr braucht als einen bloßen Ruck. Es bedarf des Loslösens aus moralisch-gutmenschlichen Fesseln. Unbequeme Wahrheiten in aller Deutlichkeit auszusprechen, kein Blatt vor den Mund nehmen, dieser Mut ist unabdingbar, stehen Existenz, Identität und Sicherheit eines Gefüges zur Disposition, für das der 40-Jährige eine erkennbare Heimatliebe empfindet. Damit scheint er unter seinesgleichen tatsächlich eine Ausnahme zu sein. Doch gerade diese von Rückgrat getriebenen Pflänzchen sind Grund zur Hoffnung, dass wir nicht mehr übereinander, sondern miteinander sprechen, um künstlich geschaffene Gräben zu verwinden.