Politikberater kritisiert die völlige Führungs- und Teilnahmslosigkeit des SPD-Politikers
Bei der Analyse des Verhaltens von Bundeskanzler Scholz kommt man entweder zu dem Schluss, dass eine zu früh eingesetzte Altersvergesslichkeit in einen Zustand versetzt, die Regierungsgeschäfte im ermangelten Bewusstsein der Realität nicht mehr ordnungsgemäß ausführen zu können – und zu wollen. Oder ein tiefsitzender Narzissmus jedwede Kritik an der eigenen Person und der durch ihn verantworteten Politik abperlen lässt. Nach Auffassung von Journalist und Kommunikationsberater Dennis Riehle (Konstanz) ist es dabei aber unerheblich, zu welchem Befund man am Ende gelangt. Denn der Schaden für die Bundesrepublik ist – unabhängig der Ursache – enorm. Er erklärt wie folgt:
Scholz wird als Teflon-Kanzler in die Geschichte eingehen. An ihm prallt alles ab, was aus dem Volk, aber auch aus den eigenen Reihen, mittlerweile an vernichtender Kritik über sein Kabinett und seine Politik an ihn herangetragen wird. Wir haben Führung bei ihm bestellt, allerdings Ignoranz erhalten. Von einem kaum zu überbietenden Narzissmus geprägt, verharrt der SPD-Politiker in einem Zustand der Abwesenheit von aller Realität, wirkt dagegen eher wie ein Leierkasten, der seine ständigen Beteuerungen um Zusammenhalt, Unterhaken und Zeitenwende wiederholt – ohne es aber zu vermögen, das Bündnis aus drei Parteien nur annähernd in die Lage zu versetzen, auch nur einen halben Wumms tatsächlich auf den Weg zu bringen.
Viel eher reitet man sich immer weiter hinein in eine Spirale der Abwärtsbewegung, die mittlerweile nicht nur die Umfragewerte der Ampel in die Tiefe reißt, sondern vor allem auch Wirtschaft, Wohlstand und Wachstum. Dass die Unternehmen angesichts dessen nicht nur eine Sorge über die eigene Existenz verspüren, sondern von einer in der jüngeren Geschichte der Bundesrepublik nicht dagewesenen Angst vor dem Absturz in die internationale Bedeutungslosigkeit ganzer Branchen heimgesucht werden, ist wenig überraschend. Und doch wird der jetzige Zwischenruf an Lotus-Olaf abperlen. Er zieht sein Ding durch, komme, was wolle.
Kollateralschäden spielen dabei keine Rolle. Denn es geht nicht darum, wie das Land und das Volk nach seiner Amtszeit dastehen, sondern dass er für vier Jahre die Luft der Macht geschnuppert und die Defizite in unserem repräsentativen Gefüge für das Ausleben von persönlicher Arroganz, Anmaßung und Auserkorenheit missbrauchen konnte. Historisch gesehen wird er im Gedächtnis bleiben, als der Baukranführer der gruenen Abrissbirne, welche dem Ziel nacheifert, Erschaffenes plattzumachen – um sich in der Sonne des Wiederaufbaus feiern zu lassen. Dass es zu diesem Auferstehen aus Ruinen unter seiner Anleitung allerdings nicht mehr kommen wird, das dürfte dem Regierungschef bei nicht völliger Verblendung zumindest in seinem ehrlichen Bewusstsein klar sein.
Schutt und Asche werden die Bürger zusammenkehren müssen, einen Neuanfang dürften diejenigen in die Wege leiten, die sich derzeit in Warteposition für die Übernahme von Verantwortung in der Opposition startklar machen. Dem früheren Hamburger Bürgermeister geht es offenbar nicht mehr darum, was aus der von ihm mitgetragenen Transformation wird, die man mit der Brechstange Deutschland verordnet hat – während sich die ökonomischen Mitbewerber auf dem Globus ins Fäustchen lachen. Sondern allein um das Gefühl von Erhabenheit über einen Souverän, dem es an verfassungsrechtlichen Möglichkeiten fehlt, einen Geist wieder loszuwerden, den nur eine Minderheit rief. Gehässig und schadenfreudig aus der Berliner Waschmaschine blickend, wird der Sozialdemokrat dankbar sein, als am tiefsten gesunkenes Negativbeispiel in die Annalen Einzug zu finden.
Dass sich eine Nation derart gängeln lässt, das erlebt man normalerweise nur in geschlossenen Systemen. Unser von Selbsthass durchzogenes Volk war ein gefundenes Fressen und ein leichtes Spiel für ideologisch vernarrte Utopisten, die die Unfähigkeit eines autoritätslosen Hirten ausgenutzt haben, um als Herde der Verräter an der Republik das individuelle Ding zu machen – und ein Traum- und Trugbild der Zukunft als Leitmotiv für eine Koalition der Niedertracht ohne Rücksicht auf Verluste durchpeitschen zu wollen. In diesem Orchester spielt jeder seine eigene Geige. Vorne steht ein schweigender und den Taktstock liegen lassender Dirigent, der in einer „Wir schaffen das“-Manier bis zum Hals im Moor der Unglaubwürdigkeit und Rückgratlosigkeit versunken ist. Dass die Betriebe nicht nur im Osten nun aufbegehren, könnte zwar ein weiterer Baustein im Mosaik zur Rückkehr von geordneten Verhältnissen sein. Dass dies tatsächlich vor dem Sommer 2025 gelingen wird, scheint bei der beschriebenen Gemengelage höchst fragwürdig und zweifelhaft.