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Das Ausmaß der Relativierung des Nationalsozialismus ist bemerkenswert!

Es scheint manchen der „Guten“, die in diesen Tagen ungeniert 2024 mit 1933 vergleichen, nicht einmal wirklich bewusst zu sein, wie verantwortungslos sie die dunkelsten Kapitel unsere Geschichte relativieren. Sie beweisen ihr fehlendes Vertrauen in unsere heutige Verfassung schon allein dadurch, dass sie die stabilen demokratischen Strukturen – welche in Konsequenz aus dem menschenverachtenden Regime damals implementiert wurden – ohne Mühe negieren. Auch vernachlässigen sie einen authentischen Blick auf die Anbahnung des Aufstiegs von Hitlers NSDAP. Denn das System war zu jener Zeit, ganz im Gegensatz zu heute, durch die parteipolitische Diversifizierung der Weimarer Republik geschwächt – und durch eine in Teilen beträchtliche Auflösung der Lagerbildung innerhalb des Parteiensystems homogenisiert.

Aktuell gibt es trotz des Erstarkens der AfD weiterhin einen gewichtigen Gegenpol. Demokratische Schwingungsfähigkeit hat sich auch im vergangenen Jahr immer wieder dadurch bewiesen, dass die Wähler eben nicht leichtfertig entscheiden – und ihr Votum auch durchaus mit Blick auf die jeweilige Entscheidungsebene und die Rahmenbedingungen vor Ort die jeweiligen Folgen durchdenkend sorgfältig abwägen. Auch die Stimmung im Volk ist kaum vergleichbar. Ging es in den 1920er- und 1930er-Jahren nicht zuletzt auch um vorrangig nationalistische Ziele und einen von Rassismus und Überlegenheitsempfinden getragenen Expansionismus, hegt man im Augenblick unter den Sympathisanten und Wählern der Alternative für Deutschland vor allem einen Widerstand gegen die Abschaffung von Freiheitsrechten, Mündigkeit und Souveränität der Bürger.

Im Gefüge mangelte es an den erst im bundesrepublikanischen Grundgesetz verankerten Lehren gerade aus der Zeit des Nationalsozialismus, welche ein derart einfaches Machtergreifen mittlerweile verhindern würden. Gewaltenteilung, umfangreiche Kontrollmechanismen und insbesondere der im Prozess der Einsetzung von Bundestag und Bundesregierung eine wesentliche Pufferfunktion einnehmende Bundespräsident in seiner unabhängigen Amtsbeschreibung sind wesentliche Argumente, die man eigentlich von den Parallelen ziehenden Intellektuellen, Politikern wie auch Laien in solch einer ernsthaften Debatte einzubringen erwarten sollte. Stattdessen werden plumpe Narrative und Phrasen bemüht, welche daran zweifeln lassen, inwieweit die entsprechenden Personen im Geschichtsunterricht tatsächlich anwesend waren. Letztlich sollte man ihnen möglicherweise einen erneuten Besuch in einem der Gedenkstätten dieses Landes anraten, um ihnen vor Augen zu führen, wie schmerzhaft ihr Revisionismus für diejenigen sein muss, die noch tatsächliche Zeitzeugen sind.

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