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Das Gendern behindert die Teilhabe aller Bürger am Verständnis der Sprache!

Politik- und Kommunikationsberater kritisiert Ego-Überheblich des Feminismus

Nachdem in Bayern das Gendern im öffentlichen Raum verboten werden soll, ist die Diskussion über die geschlechtersensible Sprache erneut aufgekeimt. Der Politik- und Kommunikationsberater Dennis Riehle (Konstanz) sieht darin den identitätspolitischen Kampf zwischen feministischen Ansprüchen und der Teilhabe aller Bürger. Er sagt wie folgt:

Nicht nur, dass die überwiegende Mehrheit der Bevölkerung das Gendern ablehnt. Viel eher braucht es in einer Demokratie für jedwede Maßnahme eine entsprechende Abwägung von Interessen. Hierbei überwiegt für mich das eindeutige Argument der Verkomplizierung unserer Sprache durch die Anwendung von Sternchen, Doppelpunkten und Binnen-I, welche nicht nur zu einem erheblichen Unterbruch von Lese- und Sprechfluss führt. Viel eher wird das Verständnis von Texten derart erschwert, dass gerade Menschen, die ohnehin Schwierigkeiten mit dem Nachvollziehen von Sachinhalten, der deutschen Grammatik und Rechtschreibung haben, massiv in ihrer Teilhabe beschränkt werden. Die Anwendung der geschlechtersensiblen Sprache ist somit ein ernsthaftes Hemmnis für die Inklusion. Diese Auswirkung ist weitaus schwerwiegender als der Anspruch mancher empfindsamer und gefühlsbetonter Feministen und Queeristen, die sich durch das jahrhundertealte generische Maskulinum nicht mehr ausreichend angesprochen und ernstgenommen fühlen. Auch die Vorhaltung, Studienergebnisse hätten ergeben, dass mehr Vielfalt im Formulieren auch zu mehr Toleranz im Denken führt, ist nicht derart konsistent, als dass sie die Einwände gegen die Verramschung des Deutschen in irgendeiner Weise entkräftigen könnte. Wer sich mit der bisher gängigen sexusindifferenten Anwendung von bestimmten Substantiven und Pronomen nicht einverstanden fühlt, sollte vielleicht darüber nachdenken, ob die eigene Echauffierung über die vermeintlich diskriminierende Ausgrenzung als Frau oder diverses Geschlecht nicht eher im mangelnden Selbstbewusstsein ihren Grund findet. Immerhin hörte man in den letzten Jahrhunderten niemanden, der sich derart empörte, wenn man es als völlig normal empfand, dass mit Ärzten natürlich auch Ärztinnen gemeint waren. Und dass es nicht Studierende sein müssen, damit sich auch Studentinnen und diverse Hochschulbesucher bei der Vokabel des Studenten entsprechend berücksichtigt sehen. Das reflexartige Gefühl des Benachteiligtseins ist letztlich auch Ausdruck von gegenwärtigem Antiautoritarismus.

In diesem Zusammenhang ist das neue Selbstbestimmungsrecht ist auch deshalb mit unseren Grundsätzen nur schwer vereinbar, weil es den Freiheitsbegriff überstrapaziert – und keine für den Rechtsstaat notwendige Abwägung der Interessen vornimmt. Denn die Profilierung der eigenen Person muss dort enden, wo sie gesellschaftliche Sitten, Werte und Rahmenbedingungen tangiert. Letztgenannte sind notwendig, um in einem gemeinschaftlichen Miteinander Verbindlichkeit und Verlässlichkeit garantieren zu können. Ist dies nicht mehr der Fall, nähern wir uns anarchischen Verhältnissen. Eine Sozietät kann es sich nicht leisten, aufgrund der Befindlichkeiten einer Minderheit, die es nicht vermag, für sich eine Kongruenz in der Identität herzustellen, Regeln aufzukündigen. Würde dem Egozentrismus von einzelnen mehr Gewicht geschenkt als dem Anspruch der Mehrheit an eine Normierung von Aufgaben, Verantwortung, Verpflichtung, Funktion und Rolle des Bürgers in einem Staat, ließe man Willkür und Beliebigkeit gewähren. Dass es sich bei dieser Auseinandersetzung um den Ausgangspunkt für eine kulturpolitische Konfrontation mit der prinzipiellen Absicht an eine Umwälzung unseres repräsentativen Systems in Richtung einer ideologischen Oligarchie handelt, scheint angesichts der zahlreichen anderen Forderungen aus der grünen Wokeness offensichtlich. Das minoritäre Diktat der zeitgeistigen Gutmenschlichkeit und Korrektheit missbraucht die Tugend der Toleranz für das Durchdrücken von Idealen ohne Konsens in der Bevölkerung. Mit Verweis auf die Moralisierung und dem Totschlagargument des Respekts sollen auf diesem Wege all diejenigen diszipliniert werden, die sich aus guten Gründen für das Bewahren von Zuständen einsetzen, welche gerade nicht überholt sind – aber selbstredend im Widerspruch zum Mainstream stehen. Und dass sie das tun, belegt ihre Notwendigkeit.

Weitere Informationen unter www.dennis-riehle.de.

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