Der mediale Seitenhieb auf rechte Friedensliebhaber: Wie der einst unabhängige Journalist plötzlich für die Ukraine wirbt!

Kommentar von Dennis Riehle zum Artikel „Der historische Ukraine-Irrtum von rechts“ (aus: „Apollo News“ vom 08.06.2025)

Was reitet durch ihre Unabhängigkeit und Objektivität an Ruhm gelangte Medien, es sich im Zweifel mit der Leserschaft einigermaßen ohne Not zu verscherzen? Oftmals scheint es der Reiz, in den Modus einer vermeintlich höheren Instanz zu wechseln, wenn man sich als Journalist kurzerhand des erhobenen Zeigefingers bedient, um endlich einmal einen sittlichen Rundumschlag verteilen zu können, der den Status eines distanzierten Beobachters wanken lässt. Jüngst geschehen beim Nachrichtenportal „Apollo News“ und ihrem Redakteur Max Mannhart, der sich in einem beispiellosen Kommentar der Maßregelung unter dem Titel „Der historische Ukraine-Irrtum von rechts“ zur Pauschalisierung all jener aufschwingt, die er als pseudo-pazifistische Friedensrhetoriker brandmarkt, um damit einen Keil in die eigene Zielgruppe zu treiben. Außer einer Gardinenpredigt bleibt jedoch am Ende nicht viel übrig. Und das ist schwach für jeden Publizisten, dem es um mehr als Provokation geht.

Ich kann den Text durchaus argumentativ nachvollziehen, würde ich mich allein in eine idealisierende Perspektive zurücklehnen, die sämtliche Gegebenheiten, Tatsachen und Realitäten außenvor lässt. Nach meinem Gerechtigkeitsempfinden halte ich die derzeitige Situation zwischen den beiden Kriegsparteien selbstverständlich für ernüchternd und extrem unbefriedigend. Gleichzeitig fehlt mir allerdings nicht nur im aktuell vorliegenden Artikel ein ganz wesentlicher Aspekt, der mittlerweile wohl auch deshalb ausgespart wird, passt er nicht in die ausschließliche Verurteilung Russlands. Selenskyj hatte unter anderem im März 2024 mehr als deutlich gemacht, dass es ihm im jetzigen Stadium vorwiegend um Rache an Putin geht. Und das ist angesichts der ungeheuerlichen Härte, mit der der Überfall gerade in den vergangenen Wochen geführt wird, mehr als verständlich. Und so dürfen wir uns – entgegen häufiger Auffassung – mit einer Sache gemein machen, gerade im Meinungsbeitrag.

Trotzdem gilt: Ich kann noch so sehr darauf beharren, dass internationales Recht gebrochen wird, dass David gegen Goliath kämpft und dass Grenzen in einem Europa von heute nicht mehr mit Gewalt verschoben werden dürfen. Das wäre die rein philosophische oder politische Betrachtung, welche unsererseits im Westen kaum weiterführt, lösen auch wir uns nicht von Maximalforderungen. Wo bleibt in aller Wut, Verärgerung und Emotionalität die geschichtliche Einordnung eines Konflikts, der eben nicht erst mit dem Ausbruch des aktuellen Blutbads begann? Unter einer solchen Erwägung wären die Machthaber am Dnepr, welche seit gut einer Dekade herrschen, in maßgeblicher Mitverantwortung der NATO und all jener, die über Jahrzehnte eine Ostausdehnung forciert haben, um beispielsweise die Interessen von Minderheiten in den Regionen Charkiw, Donezk und Luhansk weitgehend unberücksichtigt zu lassen, nicht völlig unschuldig. Das ist eine bittere Pille, aber gleichsam eine ehrliche Erkenntnis.

Ich muss nüchtern attestieren, dass wir moralisch auf dem Standpunkt beharren können, man dürfe gegenüber Moskau nicht nachgeben, weil der Verursacher des Gewaltausbruchs im Kreml sitzt. Doch das wäre in dieser komplexen Situation nicht nur zu kurz gegriffen. Es bringt auch niemanden weiter. Wir sind mit einem Ist-Zustand konfrontiert, in dem sich für mich die zentrale Frage stellt: Soll die territoriale Integrität eines Landes weiterhin vor Menschenleben gehen? Oder ist es nicht um der weiteren Schonung humaner und materieller Ressourcen willen erforderlich, über den ethischen Schatten zu springen? Ich tue mir schwer, in derartigen Auseinandersetzungen Solidarität zu fühlen, weil ich so unbeteiligt bin. Und darüber hinaus mit Informationen von allen Seiten behelligt werde, die fast immer propagandistisch manipuliert sind. Da lässt sich kaum ein abschließendes Bild machen. Und das muss es auch nicht, wird meine Freiheit doch weder im Donbass, noch am Hindukusch verteidigt.