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Guttenbergs unbequeme Wahrheiten: Die Brandmauer ist spätestens in vier Jahren mausetot!

Kommentar von Dennis Riehle zum Artikel „Guttenberg: Union könnte 2029 mit AfD kooperieren“ (aus: „ntv“ vom 08.05.2025)

Es gibt mittlerweile zahlreiche Politsenioren, die eigentlich schon längst nicht mehr in Amt und Würden sind, aber trotzdem regelmäßig aus dem Off gezerrt werden, um auf der Bühne des Rampenlichts noch einmal die aktuellen Geschehnisse einzuordnen. Ob es nun Christian Wulff, Franz Müntefering, Joachim Gauck oder Angela Merkel ist: Zumindest einige Fernsehsender sind der Meinung, ihre Expertise werde auch heute noch gebraucht. Dies gilt insbesondere dann, wenn sie der momentanen Regierung ein gutes Zeugnis ausstellen sollen. Immerhin hört man von diesen Granden nur selten etwas Kritisches, was die Herrschenden in Bredouille bringen könnte. Anders sieht es derzeit beim ehemaligen Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg aus. In mahnenden Worten prognostizierte er, dass es 2029 zu einer Kooperation zwischen Union und AfD kommen könnte, weil die Geduld vieler Bürger in diesem Land aufgebraucht sei, ausschließlich Bündnisse zwischen den etablierten Parteien hinzunehmen, die nach dem Wahltag doch etwas völlig Gegenteiliges von dem tun, was sie versprochen haben – und unterlassen, was in unserer Republik not tut.

Selten vernimmt man in derartiger Klarheit einen Pragmatismus, der auf der schlichten Erkenntnis beruht, wonach derzeit ein Viertel der Stimmberechtigten für die Alternative für Deutschland votieren würde. Dass die in Umfragen führende Partei und ihre Anhänger deshalb ganz unmissverständlich die demokratische Erwartung formulieren, endlich auch ihre Forderungen und Interessen ernst zu nehmen, scheint in einer Volksherrschaft normalerweise selbstverständlich zu sein. Aber weil wir in einem Zeitalter leben, das von stetiger Polarisierung und Spaltung getragen ist – verkennt doch gerade das linke Lager wesentliche Prinzipien unserer Staatsform, wenn die Opposition sukzessive unterdrückt, ausgegrenzt und mundtot gemacht wird -, scheint es eine Erwähnung wert zu sein, dass Brandmauern dort keinen Platz haben, wo vernünftige Menschen aufeinandertreffen. Denn nur derjenige kann der Irrwitzigkeit des Gedankens frönen, wonach die Blauen in ihrer Gesamtheit gesichert rechtsextremistische Positionen vertreten und sich eklatant gegen Prinzipien der Verfassung wenden, welcher einer weisungsgebundenen Behörde Vertrauen schenkt, die nicht erst durch Nancy Faeser instrumentalisiert wurde.

Das Etikett des Geheimdienstes zündet nicht mehr, weil der rational denkende Bürger zu dem profanen Befund gelangt, dass es weder anrüchig noch verwerflich sein kann, Integrität und Souveränität eines Volkes zu verteidigen, dem trotz einer schrecklichen Vergangenheit keine dauerhafte Bringschuld des Kollektivs aufgebürdet werden kann. Auch wir haben den berechtigten Anspruch auf die Unversehrtheit unserer Grenzen, die Bewahrung von Identität und Kultur sowie die Existenz einer Gemeinschaft in ihrer ursprünglichen Verwurzelung, Prägung und Tradierung. Und weil diese Perspektive für jene allzu normal ist, die nicht von ideologischen Scheuklappen geblendet werden, bröckelt der Ekel vor dem vermeintlich Bösen gerade vor Ort. Schließlich hat es etwas Infantiles, zwischen Erwachsenen aus Verkopftheit rote Linien zu ziehen. In den Kommunen zeigt sich, wie vernünftig ein Miteinander aussehen kann, wenn man Synergien bildet, um sich nicht von Ressentiments beeindrucken zu lassen. Denn weder Alice Weidel noch Tino Chrupalla sind die größte Gefahr für die Zukunft. Sie lauert viel eher in der Naivität einer toleranten und vielfältigen Bewegung, welche die Grünen bei Bedarf demagogisch und agitatorisch vor das Brandenburger Tor ruft, fürchtet man sich vor der Wiedereinhaltung von Asylregeln und Migrationsgesetzen.

Schließlich war es nicht nur Robert Habeck, der mit Schwarz-Rot-Gold offenbar wenig anfangen konnte. Zahlreiche gescheiterte Existenzen stehen vor einem moralischen und weltanschaulichen Scherbenhaufen, blicken aber gleichzeitig auf eine magere Leistungsbilanz und überschaubare Lebensbiografie, die von der geifernden Minderheit gegenüber der autochthonen Mehrheit zu kompensieren versucht wird. Doch die Situation ist zu heikel und bereits weit fortgeschritten, um denjenigen eine therapeutische Couch zu stellen, die auf dem Ozean der unendlichen Möglichkeiten auch deshalb immer wieder in Seenot geraten, weil sie gegenüber Nationalstolz und Heimatliebe einen konsequenten Hass verspüren. Ihr Neid auf jene, die die Geschichte als Mahnung und Erinnerung auffassen, sich von ihr aber nicht gegängelt sehen, wird durch die beständige Leier über Nazis 2.0 und eine Rückkehr des Faschismus zum allzu belastenden Hamsterrad für eine Spezies, der man ohnehin stets den Bremsklotz anlegte, weil wir es mit uns machen ließen. Doch sukzessive erwachen Mut und Courage. Und damit auch die Chance auf echten Wandel.