Kommentar von Dennis Riehle zum Artikel „AfD Bayern im Chaos: Sechs Bezirksverbände drängen auf Neuwahl des Landesvorstandes“ (aus: „Freilich Magazin“ vom 28.08.2025)
Wie weit rechts darf die AfD sein? Immer wieder gibt es in der Partei breitflächige und bisweilen völlig unnötige Diskussionen über die programmatische Ausrichtung, insbesondere bei der Frage, wie konsequent und strikt man beispielsweise hinsichtlich der Forderung nach Remigration sein will. Auch die geführte Debatte darüber, ob das Beharren auf einer deutschen Leitkultur weiterhin zum Credo gehören soll, offenbarte nicht zuletzt einen deutlichen Flügelkampf zwischen eher gemäßigten und deutlich radikaleren Kräften. Dass es dabei nicht selten auch zu Verwerfungen kommt, die nicht inhaltlicher Natur sind, sondern denen manch persönliche Fehde zugrunde liegen, zeigt beispielsweise das Bemühen, den Bundestagsabgeordneten Matthias Helferich per Ausschluss aus den eigenen Reihen zu verbannen. Nun trifft die Auseinandersetzung aber nicht nur Nordrhein-Westfalen, sondern jüngst auch Bayern. Der dortige Landesverband gilt in der Außendarstellung als besonders patriotisch ausgerichtet, wagte sich bei Themen wie der Abschiebung von ausreisepflichtigen, kriminellen und nicht integrierten Flüchtlingen stets weit nach vorne.
Ein Hauen und Stechen zum denkbar ungünstigsten Zeitpunkt vor der Kommunalwahl…
Doch nunmehr begehren sechs Bezirksverbände auf, wollen einen neuen Vorstand an der Spitze in München. Mit Beginn des Kommunalwahlkampfes spitzt sich eine Auseinandersetzung zu, dreht sich der Konflikt aber nicht allein um die Auslegung der Satzung. Aus den Regionen Mittelfranken, Oberpfalz, Niederbayern, Schwaben, Mittelfranken und Oberbayern gibt es Kritik an der fehlenden Routine, Professionalität und Seriosität der derzeit handelnden Akteure, werden unter anderem den beiden Abgeordneten Franz Schmid und Rene Dierkes zu enge Verbindungen in Richtung der Identitären Bewegung oder dem aktivistischen Vorfeld nachgesagt. Nicht zuletzt deshalb blickt der Verfassungsschutz auf die Alternative für Deutschland vor Ort, ist ihm zu viel Schwarz-Rot-Gold bekanntermaßen ein Dorn im Auge. Gegen die Fraktionschefin Katrin Ebner-Steiner werden Vorwürfe laut, sie missbrauche ihre Macht, auch in finanziellen Dingen. Fehlende Solidarität und Integrität, ein Durchstechen von Informationen stehen auf der Liste jener Anschuldigungen, die die Blauen in der voralpenländischen Provinz durchaus ins Schleudern bringen könnten.
Das Hauptaugenmerk sollte Markus Söder gelten, nicht internen Streithähnen!
Zwar wies die Betroffene sämtliche Behauptungen zurück und monierte, man wolle sie und ihr Umfeld delegitimieren. Trotzdem sicherte der Stellvertreter des Landesvorsitzenden Stephan Protschka, Martin Böhm, eine unabhängige Prüfung der eingegangenen Anträge zu, die man zunächst zur Kenntnis genommen habe. Gleichsam forderte er zu „Kontinuität und einer ruhigen Hand“ auf, steht momentan viel auf dem Spiel. Denn die Querelen kommen zur Unzeit, ist man doch prinzipiell auf einem guten, anerkannten und respektierten Weg. Die Mitgliederzahlen steigen deutlich, die Umfragewerte lassen sich sehen. Die Opposition zu Markus Söder erweist sich als effektiv, nicht zuletzt durch die Präsenz in den sozialen Medien lassen Charaktere wie der Mandatar Jörg Baumann die politischen Standpunkte ins Rampenlicht rücken. Gerade aufgrund des unbeirrten Kurses in der Bewältigung der Asylkrise wird denjenigen viel Vertrauen zuteil, die beispielsweise nichts davon halten, sich vom österreichischen Aktivisten Martin Sellner zu distanzieren. Auch die Nähe zu ihm soll die Beobachtung durch den Inlandsgeheimdienst ausgelöst haben.
Das Konzept der Remigration ist nicht völkisch anrüchig, sondern rational notwendig!
So griff der Wiener in einem eigenen Post auf der Plattform X die Streitigkeiten bei den Nachbarn zwischen Donau, Pegnitz, Saale und Inn entsprechend deutlich auf. Er ermutigte zur klaren Kante, wenn es um die Ausweisung von sogenannten Schutzsuchenden geht. Und er trifft offenbar die Stimmung, haben sich Multikulturalismus und Vielfalt gänzlich überdauert. Dieser Wahrnehmung sind offenbar auch die nunmehr attackierten Repräsentanten mit Rückgrat, müssen sie sich mit Streithähnen befassen, die nicht etwa den Zusammenhalt in den Vordergrund rücken. Sondern das gemeinsame Schiff von einer erfolgreichen Richtung abdrängen möchten, drückt die Brandmauer der Gutdemokratie offenbar zu stark, als dass man dem Gegenwind mit Courage standhalten wollte. Insofern ist der Aufruhr ziemlich durchschaubar, möchten sich augenscheinlich Anhänger der altbewährten Elite um den damaligen Jörg Meuthen oder Bernd Lucke mit ihrem verwaschenen Bestreben nach Relativierung in Position bringen. Doch mit Milde und Beschönigung wird man angesichts der Tatsachen im Jahr 2025 keinen Blumentopf mehr gewinnen.