Kommentar von Dennis Riehle zum Artikel „Bomben statt Bedenkzeit: Hat Trump den Iran und die Welt bewusst getäuscht?“ (aus: „Tagesspiegel“ vom 22.06.2025)
Für viele Beobachter kam es nicht gänzlich unerwartet, trotzdem nutzte Präsident Trump einen gewissen Überraschungseffekt, hatte er doch erklärt, innerhalb der kommenden zwei Wochen darüber entscheiden zu wollen, ob sich die USA am Angriff auf den Iran beteiligen werden. Sein Entschluss folgte prompter als gedacht. Und er irritierte sogar Republikaner aus der eigenen Partei. Denn hatte es nicht wesentlich zum Versprechen gegenüber der „Make America Great Again“-Bewegung gehört, sich aus internationalen Konflikten herauszuhalten, um mehr Aufmerksamkeit und Geld für die Bewältigung der Probleme im eigenen Land bereithalten zu können? Der 79-Jährige zeigte sich anfangs selbst zögerlich, wollte er doch zwingend ein zweites Libyen verhindern. Doch nun wacht er möglicherweise inmitten eines Revivals des Irakkriegs auf, gibt es doch erhebliche Zweifel daran, ob Teheran wirklich die Atombombe besessen hat. Denn über bloße Behauptungen aus Jerusalem hinaus gibt es keine echten Beweise, dass weiterhin Uran angereichert wurde. Stattdessen beruft man sich auf Spekulationen, die in einem solchen Fall oftmals propagandistisch aufgeladen sind.
Ob Irak oder Libyen: Das Vorgehen im Iran erinnert an frühere US-Desaster!
Auch die Tatsache, dass sich nach den schweren Attacken auf die Nuklearanlagen in Satellitenaufnahmen nur eine begrenzte Zerstörung zeigte – und darüber hinaus die internationale Energiebehörde explizit nicht von ausgetretener oder gemessener Radioaktivität spricht, muss zumindest den laienhaften Beobachter in der Frage zurücklassen, ob nicht möglicherweise erneut ein Vorwand gesucht wurde, um westliche Interessen im Mittleren Osten zu implementieren, ohne dafür triftige Gründe zu haben. Der Multimilliardär wies Fragen von Medien entsprechend empört, aber in der Widerrede ohne jegliche Substanz und Inhalt zurück, konfrontierten sie ihn mit den Überzeugungen des Geheimdienstes CIA, der mehrmals keine Anzeichen dafür sah, dass die Mullahs die militärische Nutzung ihres Plutoniums vorantreiben würden. Was genau hatten also die Vereinigten Staaten zum wiederholten Mal auf einem fremden Territorium zu suchen, waren sie doch selbst nie in Gefahr, selbst im Fall der Fälle auch nur annähernd von Raketen des erklärten Feindes getroffen zu werden? Ist es der fortwährende Narzissmus, den Macker heraushängen zu lassen, um sich gegenüber Russland zu positionieren?
Dem Vorgehen Trumps fehlt es an Plausibilität und Zielsetzung!
Oder geht es neuerlich um geopolitische, wirtschaftliche und strategische Aspekte, sich die Vormachtstellung in der Region zu sichern? Hat man sich ausreichend Zeit genommen, um die globalen Auswirkungen abzuwägen, wenn beispielsweise die Straße von Hormus geschlossen wird? Sprang man dem Partner Israel vor allem deshalb bei, um Nebelkerzen und Ablenkungsmanöver aufrecht zu erhalten, die Netanjahu Deckung geben, seine immer stärker in Kritik geratene Invasion in den Gazastreifen unbehelligt von der Weltöffentlichkeit fortführen zu können? Sollte ein Zeichen von Kraft und Stärke gesetzt werden, auch in Richtung der Wählerklientel? Gerade diese Perspektive scheint sodann konfus, blickt man auf die Umfragen, in denen Anhänger des roten Elefanten als gegenläufiges Maskottchen zu den Demokraten ausdrücklich für mehr Pazifismus votieren. War der auch in Diskrepanz zu seinem Stellvertreter stehende Nachfolger von Joe Biden schlecht beraten – und etabliert sich zu einem Kontinuum von George W. Bush, wie es ihm unter anderem europäische Rechte nunmehr vorwerfen? Zumindest ist die Diskussion eröffnet, ob er einem roten Faden folgt – oder rote Linien überschritten hat.