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Von Journalisten, die nach Zahlenkombinationen suchen – und Politikern, die an die Deportation glauben!

Deutschland ist erneut in einer kollektiven Paranoia gefangen. Nachdem Bundesminister Habeck von der Wirklichkeit und den Bauern in Schüttsiel verfolgt und die Vision einer Deportation von Millionen Bundesbürgern unter Zuhilfenahme der Leitmedien in die Köpfe vieler Menschen getragen wurde, so sind es im Augenblick die optischen Halluzinationen, die offenbar vielen Mitmenschen zu schaffen machen. Egal, ob sie nun Ziffern wie 1, 4 oder 8 in den unterschiedlichsten Kombinationen vor ihren Augen sehen – oder ihnen aber Buchstaben wie A und H im Gleichschritt entgegenkommen: Die Nazis sind zurück! Und sie hinterlassen ihre Spuren auf Autokennzeichen, Hausnummern, Fußballtrikots oder den Initialen des Nachbarn. Und selbst der totgeglaubte Hitler scheint in diesen Tagen zumindest als linke Wahnvorstellung ein Revival zu erleben. Es spricht für eine tiefsitzende Unfähigkeit, sich souverän mit der Vergangenheit auseinandersetzen zu können, wenn man nahezu zwanghaft in allem und jedem das Wiedererstarken von dunklen Mächten aus den 1930er- und 40er-Jahren erkennen will. Dass mittlerweile zwischen bürgerlich, konservativ, rechts und extremistisch kaum noch eine Unterscheidung gemacht wird, trägt sicherlich auch zu der Inflation zeitgeistiger Empörung und einem ständigen Alarmmodus der Wachsamen bei, die jederzeit dazu bereit sind, die Demokratie am Brandenburger Tor zu verteidigen. Man muss schon eine spezielle Charakterlichkeit in sich tragen, wenn man als Investigativjournalist auf die krampfhafte Suche nach Affären geht. Und wenn die Sensoren entsprechend empfindlich eingestellt sind, dann ist es wahrlich auch kein Problem, ein Comeback der „Wannseekonferenz“ zu entlarven – oder die Phantasie derart anzuregen, aus einer Vier ein S werden zu lassen.

Allerdings muss man mit ein wenig Menschenverstand in solch einem Fall durchaus attestieren, dass Therapie nicht bei allen Problemen helfen kann, die den Korrekten im Laufe seines Berufslebens ereilen. Es spielt sicherlich eine Kombination aus einem massiv herabgesetzten Selbstwertgefühl und einem sich daraus ergebenden Aufmerksamkeitsbedürfnis einerseits, aber auch aus fehlender Abgeklärtheit hinsichtlich einer verantwortungsvollen – aber eben nicht kollektivschuldigen – Aufarbeitung der Historie eine entscheidende Rolle bei dem Bemühen um das obsessive und von Rampenlichtgier getriebene Erfinden von Schlagzeilen. Es ist fast ein Stück weit bemitleidenswert, wenn sich manch einem Presseschaffenden keine andere Möglichkeit der Profilierung mehr aufzeigt, als durch das Kreieren von vermeintlichen Skandalen – die allerdings nur diejenigen Zuschauer und Leser tatsächlich vom Hocker hauen, die als Generationen nach dem Zweiten Weltkrieg Geborene noch immer nicht das Trauma verarbeiten konnten, das sie selbst nicht miterlebt haben. Während uns nahezu der Rest dieses Globus die Verbrechen des Nationalsozialismus verziehen hat, können wir uns eigens offenbar noch immer nicht vergeben. Die Abscheu gegenüber der deutschen Identität begründet sich aber sicherlich nicht nur in der gemeinschaftlichen Überzeugung, noch nicht ausreichend für das Zurückliegende gebüßt zu haben. Es ist stattdessen auch fest verbunden mit einer Unzufriedenheit über die eigene Person, die Leistungsbilanz und die Lebensbiografie des Einzelnen. Denn tatsächlich kommt es nicht von ungefähr, dass die Runen-Zeichen oftmals diejenigen entdecken, die sich der Philosophie der Work-Life-Balance, der Bequemlichkeit, der 12-Stunden-Woche oder dem Beruf des Influencers, Faktencheckers oder Bürgergeldlers verschrieben haben. Auf was sollen sie stolz sein, wenn sie auf ihr bisherige Anwesenheit auf diesem Erdball schauen? Es sind gescheiterte Existenzen, die von Neid zerfressen argwöhnisch zu denen hinaufblicken, die bezüglich ihres bisherigen Saldos deutlich im Plus sind. Denn sie haben es vermocht, eine Kongruenz in ihrer Wesenseinheit zu finden. Ob dies nun beim Gedanken an die Heimat ist, die sie als Ort von abscheulicher Unmenschlichkeit mahnend in sich tragen – aber eben auch als die Nation, die sich aus den Ruinen mit frischer und zugleich zukunftsgerichteter Schaffenskraft, Tatenkraft Willensstärke neu errichtet hat. Sie verstehen sich nicht nur auf dem Blatt Papier als Mann oder Frau, sondern sind auch innerlich mit ihrem Geschlecht vollständig im Reinen. Sie müssen nicht ständig eine Doppelmoral bedienen, damit sie ihre Anschauung des Ökologismus mit ihrem Karibik-Urlaub unter einen Hut bringen können. Sie essen Fleisch – und erkennen darin nicht nur Evolution, sondern auch die Regelhaftigkeit von Schöpfung und Natur. Und sie sind auch unbelastet hinsichtlich des Auftrags von christlicher Nächstenliebe für die ganze Welt – weil sie es für gerecht erachten, wenn nur diejenigen zu uns einreisen dürfen, die tatsächlich verfolgt sind. Es ist also der ausbleibende Widerspruch, der ihnen zu Deckungsgleichheit verhilft. Und der sie in Mahnung und Verantwortung, aber ohne Geißelung an die schlimmste Zeit der Geschichte erinnern lässt. Sie strahlen eine sichere Authentizität und Echtheit aus – und bedürfen deshalb auch nicht der Adelung durch den Mainstream, der ihnen für die Demaskierung und Enttarnung von „HH“ oder „44“ auf die Schulter klopft.

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