Kommentar von Dennis Riehle zum Artikel „Rücktritt in Brandenburg: Nach Lob für AfD-Mann Siegmund: BSW-Beben verschärft sich“ (aus: „Junge Freiheit“ vom 24.11.2025)
Was kann ein einzelnes Interview an Empörungswellen durch das Land treiben, hat sich der Spitzenkandidat der AfD für Sachsen-Anhalt nicht aufs Glatteis führen lassen, als Podcaster Gordon Repinski ihm die Fangfrage nach dem schlimmsten Menschheitsverbrechen stellte, um darauf zu hoffen, dass Ulrich Sigmund den Holocaust relativiert. Dass der Journalist mit seinem grammatikalischen Superlativ eine Rangfolge der Massenmorde erstellte, um damit Opfer erster und zweiter Klasse zu definieren, weil die Würde und der Wert eines Menschenlebens nicht davon abhängen, inwieweit ein Ereignis durch seine Grausamkeit, Brutalität und Vorgehensweise singulär gewesen ist, merkte er wohl selbst, als er versuchte, sich im Nachhinein hektisch zu rechtfertigen. Für den medialen Linksinvestigativismus schien dagegen das Kind in den Brunnen gefallen, sie verkauften die Schlagzeile, der Politiker der Alternative für Deutschland habe die Schoa herabgestuft. Einigermaßen unerwartet kamen allerdings jene, von denen man nicht erwartet hatte, dass sie dem 35-Jährigen Havelberger zur Seite springen würden. Beispielhaft sei in diesem Zusammenhang der stellvertretende BSW-Fraktionsvorsitzende im Landtag von Brandenburg, Christian Dorst, erwähnt.
Das BSW droht am Umgang mit der AfD zu implodieren, wird kein Kompromiss gefunden…
Er trat von seinem Amt zurück, weil er den Mandatar der „Blauen“ mit einem Vergleich zu Wilhelm Tell in Schutz nahm, ihm gar heldenhafte Eleganz wie die von Sokrates nachsagte. Prompt wurde er als „Märchenerzähler“ degradiert, bereits am 24. November 2025 verkündete Kollege Niels-Olaf Lüders das Ausscheiden des Bauunternehmers aus Königs-Wusterhausen von seiner Funktion. Da wurde also ein Bauernopfer gefunden, das sich nicht zu schade war, Rückgrat und Haltung zu zeigen. Mit seinen Kommentaren in den sozialen Medien habe er Unvereinbarkeit mit seinem Amt bewiesen, begründete das Bündnis Sahra Wagenknecht die Entscheidung, welche offenbar auf massiven Druck hin zustande gekommen ist. Inwieweit die Namensgeberin und Gründerin selbst daran mitgewirkt hat, dass der 1970 geborene Abgeordnete seinen Hut nimmt, darüber kann man angesichts ihrer Verlautbarung, interne Konflikte müssten enden, nur mutmaßen. Jedenfalls scheint bei ihrer Partei Einiges im Argen zu liegen. Tatsächlich brechen an vielen Stellen Gräben auf, die sich unter anderem an der Fragestellung festmachen, wie man sich zur Alternative für Deutschland positioniert. Ein fundamentaler Richtungsstreit um die altbekannte Brandmauer ist entfacht.
Man wird nicht um den Richtungsentscheid zwischen Anpassung und Mut herumkommen…
Ob nun namhafte Mitglieder aus Bayern, die wegen konsequenter Abstimmungen in der Asylfrage ihren Austritt erklärten, das ständige Beharren von Amira Mohamed Ali auf „keine Annäherung“, das Plädieren der thüringischen Landesvorsitzenden für einen „pragmatischen Umgang“ oder das Öffnen für eine Kooperation bei Sachthemen durch die Führungsriege in Magdeburg: Die Zerrissenheit ist groß, hat man möglicherweise von Beginn an unterschätzt, wie schwierig es ist, teils fundamental divergierende Lager unter einen Hut zu bringen. Man wollte ein Sammelbecken für Sozialisten und Patrioten sein, war sich aber offenbar nicht im Klaren darüber, dass die Schnittmengen schnell aufgebraucht sein dürften. Nun pendelt man zwischen den unterschiedlichen Weltanschauungen, verliert dabei sämtlichen Kurs. Will man sich den Etablierten anpassen – oder wagt man den Schritt in die Unabhängigkeit? Im Augenblick deutet viel darauf hin, in all diesen Querelen zerrieben zu werden. Schon jetzt rutscht man in den Umfragen in den Bereich der „Sonstigen“, will kein rechtes Wagnis eingehen. Und so dürfte es von existenziellem Belang sein, ob sich ein noch junges Projekt um Moral und Gutmenschlichkeit willen in die Bedeutungslosigkeit opfert.







