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Das zunehmende Problem der Einsamkeit begründet sich in der Herausforderung, sich mit sich selbst zu befassen!

Selbsthilfeinitiative ermutigt bei belastender Abgeschiedenheit zur Nutzung von Kontaktangeboten und Psychotherapie

Auch die Bundesregierung sorgt sich mittlerweile um das Problem der Einsamkeit in der Bevölkerung – und möchte entsprechende Maßnahmen ergreifen, um gegen sie anzugehen. Dies begrüßt der Leiter der Selbsthilfeinitiative zu Zwängen, Phobien und Depressionen, Dennis Riehle (Konstanz), generell zwar ausdrücklich. Allerdings befasst er sich auch kritisch mit den Ursachen der Entwicklung – und sagt: „Ein Grund für die heutige Einsamkeit – gerade unter jungen Menschen – ist unter anderem auch, dass sich immer mehr von ihnen nicht mit sich selbst zu beschäftigen wissen. Einerseits fehlt es an Hobbys, Freizeit und Aktivitäten abseits der digitalen Welt, die eigene Wirksamkeit vermitteln könnten. Andererseits haben wir zunehmend auch Probleme, mit uns alleine zu sein, weil wir viele unbearbeitete Krisen und Konflikte in unseren Seelen tragen, die gerade dann aus dem Unterbewusstsein an die Oberfläche dringen, wenn wir nicht abgelenkt oder in gesellschaftlichem Kontakt sind. Wir drücken uns also auch ein Stück weit vor der Aufarbeitung von Dysbalancen in unserem eigenen Leben, beschäftigen uns viel zu wenig mit der eigenen Orientierung und dem Sinn unseres Daseins. Denn nur allzu oft haben wir lediglich gelernt, zu funktionieren, statt zu genießen. Was soll man mit sich anfangen, wenn niemand um mich herum ist? Zweifelsohne benötigen wir als emotionale und soziale Wesen für unser Selbstwertgefühl immer wieder Zuspruch, Rückhalt und Unterstützung. Andernfalls haben wir auch den Eindruck, von der Welt abgeschnitten und verlassen zu sein. Dass dies gerade dann Ängste produziert, wenn wir anfällig für Desillusionierung sind, wird jeder zumindest zeitweise aus seinem eigenen Erleben kennen. Denn das ist nur allzu menschlich!“, stellt der Psychologische Berater vom Bodensee diesbezüglich fest.

Riehle sieht in der Urbanisierung viele Probleme erklärt: „Sich nicht direkt und persönlich mit jemandem austauschen und Rückmeldung bekommen zu können, der mich kennt und der mir ein authentischer und ernsthafter Spiegel sein kann, ist ein Manko in einer sich zunehmend anonymisierenden und egozentrierenden Welt. Gleichzeitig kann manch eine Abgeschiedenheit sodann verkraftet werden, wenn wir den Zustand der Ruhe nicht als Hilflosigkeit wahrnehmen, sondern ihn als Augenblick für Besinnung, innere Sammlung und das Entwickeln von neuen Ideen, Projekten und Ambitionen nutzen. Hierbei dürfen wir aber nicht in ein Kreisen um uns selbst verfallen, in Zweifel an unserer Effizienz oder Leistung. Sondern wir sollten uns unserer zwischenmenschlichen Funktion und Bedeutung in dieser Welt gewahr werden. Denn niemand ist überflüssig, jeder von uns ist ein Rädchen im Getriebe des Geschehens. Daher sind wir unverzichtbar. Jeder von uns hat Würde und Recht auf Existenz. Auch wenn wir verlassen erscheinen, kann unsere Rückkehr in die Präsenz des Alltags für viele in unserem Umfeld bereichernd sein – auch wenn wir das in Phasen der Niedergeschlagenheit nicht glauben wollen. Die Suche nach der Bestimmung sollte ehrlicherweise aber bereits beginnen, bevor wir in Rückzug, Isolation und Mitleid übergehen. Und falls wir dann doch in einen Zustand der Hilflosigkeit, Traurigkeit und Perspektivlosigkeit verfallen, sind Angebote wie Selbsthilfegruppen, Beratungsstellen oder der Hausarzt ein erster Schritt, um sich der eigenen Einöde tatkräftig entgegenzustellen. Und nicht zuletzt sollte man sich bei fortbestehenden Beschwerden rechtzeitig auf eine Warteliste für einen Psychotherapie-Platz setzen lassen“, ermutigt der 38-jährige mit Blick auf die Inanspruchnahme vieler bestehender Unterstützungsstrukturen.

Das Beratungsangebot der Selbsthilfeinitiative und weitere Informationen finden sich auf www.selbsthilfe-riehle.de

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