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Die Arbeitsverweigerung in Teilen der „Generation Z“ ist Ausdruck spätpubertären Antiautoritarismus!

Sozialberater sieht kollektive Erschöpfung als Symptom fehlender Anpassungsfähigkeit

Mit Statements in den sozialen Medien machen Mitglieder der sogenannten „Generation Z“ auf ihre Unfähigkeit zur Bewältigung eines Vollzeitjobs aufmerksam – und stellen gegenüber dem Chef realitätsferne Forderungen bezüglich der Arbeitsbedingungen. Ursächlich für eine zunehmende Jämmerlichkeit bei den jüngeren Menschen sieht der Psychologische und Politikberater Dennis Riehle (Konstanz) vor allem in einer antiautoritären Erziehung. Er erklärt wie folgt:

Nein, die „Generation Z“ (wobei ich hier ausdrücklich festhalten möchte, dass es sich nicht um eine gesamte Alterskohorte handelt, sondern ausdrücklich um eine Personengruppe, die sich zu dieser Bewegung zählt und sich ausdrücklich mit ihr identifiziert) hinterfragt nicht, sie probt stattdessen den Aufstand gegen das Prinzip von gesellschaftlicher Verantwortung, gemeinschaftlichem Zusammenhalt und wirtschaftlicher Vernunft. Zweifelsohne bin ich dafür, dass wir im 21. Jahrhundert überdenken, inwieweit die Arbeit nicht leichter und attraktiver gemacht werden kann, um jungen Menschen mehr Sinn und Halt zu geben. Digitalisierung, Technologisierung und Automatisierung erlauben es, viele stupide und stereotype Prozesse aus der Vergangenheit künftig Künstlicher Intelligenz und Mechanik zu überlassen. Gleichzeitig ist nicht zu erkennen, weshalb wir prinzipiell vom Konzept eines Full-Time-Jobs abrücken sollten. Gerade die jungen Heranwachsenden scheinen bisher nicht die Bedeutung der Arbeit über ihren monetären Mehrwert hinaus erkannt zu haben. Sie sehen nicht, dass der Beruf Tagesstruktur, Ablenkung und Selbstwirksamkeit gibt.

Und dass er davon abhalten soll, sich Flusen in den Kopf zu setzen, sich einer unendlichen Eigenverwirklichung hinzugeben, die am Ende in vollständiger Desorientierung und Ich-Krisen endet. Ihre Forderungen gleichen doch eher einer verweichlichten Jämmerlichkeit, die sich nicht zuletzt mit einer Laissez-Faire-Erziehung der vergangenen Jahre und Jahrzehnte erklären lässt. Man hat ihnen einen Antiautoritarismus ans Herz gelegt, indem man sie gepampert und ihnen sämtliche Wünsche von den Lippen abgelesen hat. Helikopter-Eltern, die noch unter dem Eindruck der 68er-Bewegung standen, haben ihre Kinder vor allem Übel bewahrt – und ihnen damit nicht ermöglicht, sich mit Problemen und Krisen auseinanderzusetzen, Lösungskonzepte zu entwickeln und Bewältigungsfähigkeit im Umgang mit Herausforderungen aufzubauen. Ihre Schützlinge sind heute nicht mehr resilient, sondern zögerlich und trotzig. Sie trauen sich nichts mehr zu, strotzen aber gleichzeitig vor einem vermeintlichen Selbstbewusstsein, mit dem sie träumerische Ansprüche abseits jeder Realität stellen – wie sie aktuell unter dem Deckmantel der sogenannten „Work-Life-Balance“ zum Ausdruck gebracht werden.

Über Jahrhunderte hinweg haben Menschen 40 Stunden und mehr in der Woche gearbeitet. Und heute bricht manch ein Influencer nach einem Acht-Stunden-Tag aufgrund körperlicher Erschöpfung zusammen, weil ihm der elterliche Freifahrtschein zur Theatralik gewährt wurde. Das Konzept der Hängematte ist kein homogenes Bild der nächsten Generation. Deshalb sind Pauschalisierung und Vorurteile gegenüber allen jungen Menschen fehl am Platz. Viel eher gibt es weiterhin diejenigen, die persönlichen Erfolg als eine Würze in ihrem Leben sehen, die Ansporn gibt und sie nicht im Alltagsquark verharren lässt. Natürlich braucht es heute ein neues Verständnis von Leistung, das nicht allein auf einem Höher, Weiter, Schneller beruht. Wachstum sollte vornehmlich ideeller Art sein, weniger quantitativer Natur. Etwas zu erreichen, das bestätigt uns in unserer eigenen Überzeugung, etwas bewegen zu können. Dass es noch immer einige Verirrte gibt, die meinen, sie könnten Veränderungen damit erzeugen, sich auf Straßen festzukleben, muss mit Blick auf einige Nachkömmlinge durchaus Sorge bereiten. Da hilft im Zweifel nur eine deutliche Ansprache und Konsequenz.

Weitere Informationen unter www.dennis-riehle.de.

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