Kommentar von Dennis Riehle
Woran erkennt eine Gesellschaft, dass sie verhöhnt und verspottet wird? Um auf diese Frage eine adäquate Antwort zu finden, genügt es heute entweder, sich die Dreistigkeit einer Regierung vor Augen zu führen, welche einen Tag nach ihrer größtmöglichen Klatsche bei der Europawahl einfach so weitermacht wie bisher. Oder sie wirft einen Blick in die zeitgeistigen Medien – und lässt die dortige Berichterstattung in ihrer gesamten Unverfrorenheit auf sich wirken. Und so ist es beispielsweise ein Artikel des Focus, der für einen mündigen Bürger in diesem Land wie ein Schlag ins Gesicht wirken muss, weil er die gesamte Hilflosigkeit eines repräsentativen Systems gegenüber Entwicklungen spiegelt, welche insbesondere mit Blick auf das Thema Migration immer offensichtlicher und schmerzvoller wird. Da möchte uns das einst als seriöses Nachrichtenmagazin anerkannte Presseorgan eine Lehrerin an einer Berliner Schule vorstellen, die in größtmöglicher Selbstverständlichkeit darüber schwärmt, wie friedlich, respektvoll und harmonisch doch der Multikulturalismus sein kann. Nachdem sich immer mehr Menschen bei uns kaum noch auf die Straße trauen, weil sie im Zweifel nicht schnell genug vor umherfliegenden Messern das Weite suchen können, wirken solche Verlautbarungen über die angebliche Herzenswärme eines vielfältigen Miteinanders wie eine Volksverdummung. Und tatsächlich handelt es sich auch um einen solchen Versuch der ultimativen Brüskierung. Denn wer sich die Mühe macht, in den Beitrag näher einzusteigen und sich in das Thema zu vertiefen, erhält einen bitteren Vorgeschmack auf die zukünftige Ausrichtung dieser Republik. Letztlich man kann an dieser Neuköllner Bildungseinrichtung nicht mehr von pluralistischen Verhältnissen unter deutscher Autorität sprechen. Der einzige Umstand, warum es dort einigermaßen gewaltlos und unproblematisch zugeht, ist in der Tatsache einer völligen Verdrängung der immanenten Wurzeln begründet.
Ohne Zweifel wird sich eine Gruppe dann nicht mehr entzweien, wenn die einstige Minderheit es geschafft und vollzogen hat, die ursprüngliche Überzahl an autochthonen Mitgliedern an den Rand zu schieben – und sich fortan selbst als die dominierende Spezies zu geben. Wurde also die Heterogenität überwunden, prallen allein deshalb keine Welten mehr aufeinander, weil man sich in einer neuen Einheit ohne die störende Divergenz von prägenden Wesensmerkmalen der früheren Masse wiederfindet. Sind also wiederum Personen mit gleicher Sprache, Religion, Brauchtum, Herkunft, Ursprung, Sozialisation, Normen und Werten untereinander, entfallen sämtliche Reibungspunkte eines Kollektivs, das von denjenigen gekapert wurde, die in diesem Land eigentlich nur als vorübergehende Gäste galten – nun aber kurzerhand die Heimat derjenigen an sich reißen, die in ihrer Toleranztrunkenheit den Weg zur eigenen Selbstaufgabe gepflastert haben. Da findet sich also ein Verbund im Klassenzimmer wieder, dem im Zweifel kein einziger Einheimischer mehr angehört – und damit der Übergang von einer identitären Kongruenz in die nächste faktisch abgeschlossen ist. Es mag dabei durchaus denkbar und möglich sein, dass weiterhin trennende und separierende Nationalitäten nebeneinander sitzen. Doch sie verbindet eine manch Individualität überwindende Eigenschaft: Ihre germanophobe Grundhaltung schweißt sie bei Bedarf auch so weit zusammen, dass am Ende weniger entscheidend ist, ob das Gegenüber eher vom afrikanischen Kontinent oder doch dem Mittleren Osten entstammt. In ihrem Ziel wissen sie sich auf einer Wellenlänge – und arbeiten unter Negierung von Verschiedenheiten an der Ausgrenzung der abendländischen Tradierung. Immer mehr Gegenden sind leergefegt von deutschen Staatsbürgern. Was die Polizei mit No-Go-Areas meint, sind also jene Gefilde, in denen es nicht mehr um eine überwiegende Prozentzahl ausländischer Personen geht, sondern das Fremde zur Ausschließlichkeit wurde.
Wer derartige Zustände einer heilen Welt ohne Anwesenheit von gebürtigen Ortsansässigen preist, schlägt den „Kartoffeln“ mitten ins Gesicht. Und da wir weiterhin in einem unendlichen Verantwortungsbewusstsein für sämtliche Schicksale und Gegebenheiten in der Vergangenheit – vom Urknall bis zum Nationalsozialismus – verhaften, fällt die Gegenwehr auf solch einen Prozess der sukzessiven Okkupation noch immer vergleichsweise milde aus. Was sich die Grünen als gewünschte Veränderung ans Revers heften, nimmt man als Mensch mit einem gewissen Stolz und Ehrgefühl für seine Herkunft zunehmend deprimiert zur Kenntnis. Schließlich ist der Ausverkauf einer Analogie zum Zweck der Kompensation von Insuffizienzgefühlen einer Klientel an Geschichtsparanoikern ein Akt der tiefen Verwundung in den Seelen derjenigen, die gegenüber dem Patriotismus keinen Ekel verspüren – sondern dem evolutionären Empfinden von Konformität und Parallelität anhängen. Die durch den politisch gewollten Sogeffekt in ihrer Dynamik nicht nachlassende Einverleibung des europäischen Okzidents durch einen sarazenischen Orient rüttelt nicht nur in einem empfindlichen Ausmaß an naturrechtlichen Bestimmungen. Sie müsste eigentlich für einen Aufschrei sorgen, weil das Übermorgen des Landes der Dichter und Denker nahezu täglich ungewisser wird. Dass dieser Zwischenruf jedoch ausbleibt, ist dem Instrument der Verdrängung zu verdanken – das nicht zuletzt auch vom Journalismus angewandt wird, welcher sich mit der Konfrontation von Wahrheiten generell schwertut. Daher bleibt im Augenblick vor allem die Hoffnung auf das Erwachen einer Gemeinschaft, die in ihrer Existenz bedroht ist – und die sich auf die sensitiven Fühler ihrer Nachkommenschaft verlassen muss. Sie wird es sein, die mithilfe ihres politischen Votums die Notbremse ziehen kann. Dass sie dazu bereit und willig ist, lassen die Jungwähler nicht zuletzt seit dem 9. Juni durchblicken. Daher braucht es die Solidarität mit dieser Generation, die es in der Hand hat.