Kommentar von Dennis Riehle
Man kann sich als Presse natürlich von der Meinung eines eigenen Mitarbeiters distanzieren, der seinen niederträchtigen, dreisten und geschichtsrelativierenden Post über Friedrich Merz und die CDU vom privaten Account aus eigenmächtig veröffentlicht hat. Doch wie glaubwürdig ist diese Abgrenzung gerade bei einer Zeitung wie der „Süddeutschen“, die doch selbst täglich damit beschäftigt ist, in unserer Republik eine Atmosphäre der Polarisierung, Spaltung und Zwietracht zu sähen?
Die Verantwortlichen haben in der Vergangenheit eine eklatante politische Irrfahrt eingeschlagen, als sie sich dazu entschieden, das einstige Leitmedium fortan als Propagandainstrument zu missbrauchen, das linksgrüne Parteiprogramme in die Welt posaunt, ohne daran auch nur ansatzweise ernsthafte Kritik zu üben. Distanz oder Reflexion dessen, was man als Berichterstattung tarnte, aber im Stil der bloßen Anbiederung, Willfährigkeit und Nähe formulierte, ist seither Mangelware.
Viel eher setzt man auf ein Anhimmeln von Robert Habeck oder Kamala Harris, das Dämonisieren von Alice Weidel und Donald Trump. Der Nährboden ist geebnet für eine Stimmung und Motivation, sich im Zweifel über publizistische Grundsätze hinwegzusetzen. Und so verwundert es nicht, dass sich manche Redakteure immer weiter hineinsteigern in die nahezu paranoide Vorstellung, sie könnten mit einem wachsenden Ausmaß an Perfidität plumpe Aufmerksamkeit und Rampenlicht für sich und das Blatt generieren.
Da muss man im Zweifel Kollateralschäden hinnehmen, wenn Kollegen in dieser wahnhaften Manier auf die Idee kommen, Hitler und Goebbels zumindest in einer Version 2.0 persönlich begegnet zu sein. Was soll man in diesem Augenblick wünschen, wenn doch eigentlich nur Mitleid bleibt. Sich fast krankhaft in die Überzeugung zu versteigen, 2025 würde zum neuen 1933, ist schon ein starkes Stück an historischer Klitterung. Doch möglicherweise gibt es auch in diesem Fall etwas von „Naziopharm“?